Schünemann: Angekündigte Geschwindigkeitskontrollen zeigen positive Wirkung
HANNOVER. „Wir haben bei der länderübergreifenden Geschwindigkeitskontrolle im Rahmen unserer Verkehrssicherheitsinitiative 2020 weniger Verstöße festgestellt und es wurde in den letzten 24 Stunden kein tödlicher Verkehrsunfall gemeldet“. Diese erste positive Bilanz zieht Innenminister Uwe Schünemann nach dem Blitzmarathon am Donnerstag. „Ein vergleichender Blick auf Oktobertage der letzten beiden Jahre in der Region Hannover verdeutlicht, dass sich zirka. 50 % weniger Unfälle mit Personenschaden während des Kontrollmarathons ereignet haben. Das ist ein Erfolg für alle – sowohl für die Verkehrsteilnehmer als auch für die Polizei. Die offensive Ankündigung führte zu einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Genau das ist unser Ziel. Wir haben die Kontrollen vor dem Blitzermarathon offengelegt und das ganz bewusst – weil wir keine Abzocke wollen, sondern weil wir die Verkehrsteilnehmer davon überzeugen wollen, dass überhöhte Geschwindigkeit tödlich sein kann. Die Verkehrsteilnehmer sollen durch offensive Präventions- und Repressionsmaßnahmen deutlich erkennen: Ich komme auch ohne Raserei sicher und entspannter ans Ziel. Jeden Verkehrsteilnehmer, den wir davor schützen oder abbringen können, zu schnell zu fahren und womöglich einen Unfall zu verursachen ist wichtig! Fuß vom Gaspedal – rettet Leben“, so Innenminister Schünemann.
Hintergrund
Noch immer ist überhöhte Geschwindigkeit die Hauptunfallursache Nr.1. Hintergrund für die umfangreichen Verkehrsüberwachungsmaßnahmen sind die immer noch viel zu hohe Zahl getöteter und schwer verletzter Verkehrsunfallopfer insgesamt. Im Jahr 2011 wurden auf den niedersächsischen Straßen 540 Personen getötet (+11,3 % im Verhältnis zu 2010), davon acht Kinder und 122 junge Fahrer.
Auch die Zahl der Schwerverletzten war im Jahr 2011von 5.721 auf 6.249 deutlich angestiegen. „Ich habe genau wegen dieser Entwicklungen im vergangenen Jahr die Verkehrssicherheitsinitiative 2020 ins Leben gerufen. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir die Verkehrssicherheit in Niedersachsen weiter erhöhen, bis 2020 die schweren Unfälle um ein Drittel reduzieren und das Geschwindigkeitsniveau deutlich senken. Die Geschwindigkeitskontrollen sind ein Baustein unserer strategischen Ausrichtung bei der Verkehrssicherheitsarbeit“, sagte Innenminister Uwe Schünemann. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres ist die Zahl der Verkehrstoten zwar gesunken, die Zahl der Schwerverletzten nahm jedoch weiter zu.
Länderübergreifende Bilanz
Die Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben gemeinsam mit den Niederlanden zeitgleich bis heute in die frühen Morgenstunden über 24 Stunden den sogenannten Blitzermarathon durchgeführt. An der länderübergreifenden Geschwindigkeitskontrolle in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen an bis zu 4.000 Messstellen waren mehr als 4.000 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte sowie eine Vielzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunen beteiligt. Bei den über 820.000 überprüften Fahrzeugen in beiden Bundesländern stellen die Behörden insgesamt 30.000 Verstöße im Bereich der Geschwindigkeitsüberschreitungen fest. Die äußerst geringe Anzahl der Fahrverbote (338) zeigt sehr deutlich, dass die Fahrweise der Verkehrsteilnehmer in beiden Bundesländern sehr defensiv und angepasst war.
Ergebnisse Niedersachsen
Allein in Niedersachsen haben über 1.000 Polizisten an rund 350 Messstellen fast 120.000 Fahrzeuge überprüft. Dabei stellten die Behörden 2994 Verstöße im Verwarngeldbereich und 895 Geschwindigkeitsüberschreitungen im Bußgeldbereich fest. Auch in Niedersachsen haben diese Zahlen verbunden mit der vergleichsweise sehr geringen Anzahl an Fahrverboten (60) klar gezeigt, dass sich die Verkehrsteilnehmer an die vorgeschrieben Geschwindigkeitsbeschränkungen gehalten haben. Die Beanstandungsquote liegt damit bei beeindruckenden 3,16 %. Sie liegt damit deutlich unterhalb der Werte von anderen Großkontrollen der Polizei im Jahr 2012 in Niedersachsen. Bei der letzten landesweiten Geschwindigkeitsmessung an über 100 Kontrollstellen am 29.08.2012 lag diese noch bei 11,5 %. Neben den Verkehrsordnungswidrigkeiten hat die Polizei zudem fünf Ermittlungsverfahren wegen des Fahrens ohne Fahrerlaubnis eingeleitet. Hinzu stellten die Polizei insgesamt neun Fahrten unter Drogen- und Alkholeinfluss fest. Diesen Verkehrsteilnehmern drohen neben dem Fahrerlaubnisentzug Punkte in Flensburg.
Außerdem konnte die Polizei während des 24 stündigen Blitzermarathons auf den niedersächsischen Straßen einige besondere Fälle verzeichnen. So überschritt ein 19-jähriger Fahranfänger im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Braunschweig die zulässige Höchstgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften um 66 km/h. Außerdem stand der Fahrzeugführer unter Drogeneinfluss. In einem weiteren Fall war ein PKW - Fahrer auf der Bundesstraße 3 zwischen Gronau und Elze den kontrollierenden Beamten mit einer Geschwindigkeit von 173 km/h aufgefallen; erlaubt waren lediglich 100 km/h.
Verkehrssicherheitsinitiative 2020
„Auch vor den landesweiten Kontrollen und danach haben und werden wir weiter kontrollieren und für die langfristige und nachhaltige Umsetzung der Verkehrssicherheitsinitiative 2020 sorgen. Hierzu zählen verschiedenste Initiativen wie Verkehrssicherheitstagen, Schulungen in den Fahrschulen, bis hin zu speziellen Plakataktionen, gemeinsamen Präventionsmaßnahmen mit der Verkehrswacht oder der Einstellung der Unfallbrennpunkte ins Internet für sichere Straßen in Niedersachsen. Gerade in den letzten Wochen haben wieder einige Menschen ihr Leben auf der Straße lassen müssen – auch wegen überhöhter Geschwindigkeit. Mit unserer strategischen Ausrichtung in der Verkehrssicherheitsarbeit, die ein hohes Maß an Transparenz und Offenheit aufweist, sind wir auf einem sehr guten Weg und erreichen das was wir alle wollen: weniger Unfälle, weniger Tote und Schwerverletzte auf den Straßen und für den Autofahrer ein sicheres Fahren ohne Abzocke. Diese Aktion zeigt deutlich: Polizei und Verkehrsteilnehmer können gemeinsam für sichere Straßen sorgen“, sagte Minister Schünemann abschließend.