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Polizeiliche Kriminalstatistik 2017: Weniger Straftaten, weniger Opfer, deutlich weniger Einbrüche und hohe Aufklärungsquote - dafür mehr tatverdächtige Minderjährige

Pistorius: „Die Kriminalitätsbelastung in Niedersachsen ist so gering wie seit über 35 Jahren nicht mehr.“


Pistorius KPS  

„Die Entwicklung der Sicherheitslage in Niedersachsen ist sehr positiv“, so der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, bei der heutigen Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2017. Neben der Kriminalstatistik präsentierte der Innenminister gemeinsam mit dem Präsidenten des Landeskriminalamtes (LKA), Uwe Kolmey, auch die Ergebnisse der inzwischen dritten niedersächsischen Dunkelfeldstudie.

Pistorius: „Als Innenminister verlasse ich mich bei der Beurteilung der Kriminalität nicht nur auf die PKS, die die bekannt gewordenen Straftaten abbildet, also das Hellfeld. Als Ergänzung führen wir bereits seit 2013 alle zwei Jahre eine Dunkelfeldstudie durch, bei der rund 40.000 Bürgerinnen und Bürger zu ihren persönlichen Erfahrungen im Kontext von Kriminalität befragt werden. Dadurch gewinnen wir wichtige Erkenntnisse, die uns ansonsten verborgen bleiben, insbesondere zum Sicherheitsempfinden. Die Studie trägt maßgeblich dazu bei, die Qualität der polizeilichen Präventionsarbeit und der Konzepte zur Bekämpfung der Kriminalität zu verbessern.“

Starker Rückgang der Fallzahlen, hohe Aufklärungsquote

Die Anzahl der registrierten Straftaten ist insgesamt auf 526.120 Fälle zurückgegangen, dies entspricht einem Rückgang von 35.843 Fällen bzw. ca. 6,4 %. Lässt man bei den Fallzahlen die ausländerrechtlichen Verstöße, wie die unerlaubte Einreise und den unerlaubten Aufenthalt, die in den Vorjahren infolge des starken Zuzugs von Flüchtlingen vermehrt registriert wurden, unberücksichtigt, ergibt sich im Vorjahresvergleich immer noch ein deutlicher Rückgang von 33.027 Fällen auf insgesamt 518.740 bekannt gewordene Straftaten. Die Aufklärungsquote konnte gegenüber dem Vorjahr wiederum um fast 1 % auf 62,3% verbessert werden, dem zweithöchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Ohne ausländerrechtliche Delikte liegt die Aufklärungsquote immer noch bei 61,77 % (plus 1,07 %).

Starker Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen

Einen starken Rückgang gab es bei der Zahl der Wohnungseinbrüche. Während die Zahl der Einbrüche im Jahr 2016 noch bei 16.405 Fällen lag, wurden im Jahr 2017 nur noch 13.595 Einbrüche gemeldet, rund 17% weniger. „Dieser Rückgang von mehr als 2.800 Fällen ist äußerst erfreulich und zeigt, dass die vielfältigen Maßnahmen der Polizei Wirkung entfalten. Der Wohnungseinbruchdiebstahl bildet weiterhin einen Schwerpunkt der Kriminalitätsbekämpfung in Niedersachsen. Wir werden nicht locker lassen. Wir wollen Wohnungseinbruchdiebstähle auch zukünftig konsequent verhindern und bekämpfen. Dazu werden wir etwa die länderübergreifende Zusammenarbeit der Polizei noch weiter verbessern“, so Minister Pistorius.

Kriminalitätsbelastung sinkt deutlich, Rückgang der Opferzahlen

Die Kriminalitätsbelastung, also die Anzahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner, die mit der sogenannten Häufigkeitszahl ausgedrückt wird, ist deutlich gesunken.

Pistorius: „Das Risiko der Bürgerinnen und Bürger, Opfer einer Straftat zu werden, ist in Niedersachsen so gering wie seit über 35 Jahren nicht mehr. Die Zahl der Menschen, die Opfer einer Straftat wurden, ist um 4.500 Fälle gesunken, sie liegt mit 97.211 wieder deutlich unter 100.000. Das ist ein Ergebnis, das mich sehr freut.“

Kriminalität im Kontext der Flüchtlingsbewegung

Auch die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge ist erkennbar zurückgegangen. Lässt man die ausländerrechtlichen Verstöße unberücksichtigt, wurden im Vergleich zum Vorjahr nur noch 17.403 Personen, die sich als Flüchtling in Niedersachsen aufhielten, also 1.252 weniger als noch im Jahr 2016, als Tatverdächtige einer Straftat ermittelt. Die überwiegende Mehrheit der geflüchteten Menschen tritt nach wie vor nicht polizeilich in Erscheinung.

Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen gestiegen

Die Kriminalität von Minderjährigen hat nach zehn Jahren beständigen Rückgangs erstmals wieder zugenommen. Die Anzahl der aufgeklärten Fälle mit minderjährigen Tatverdächtigen ist von 34.480 auf 35.900 gestiegen. Das bedeutet einen Zuwachs um rund 4% (4,12%). Minister Pistorius: „Wir haben zwar immer noch gut ein Drittel (34,22%) weniger Fälle als vor zehn Jahren. Dennoch sehe ich Anstiege in diesem Bereich mit besonderer Besorgnis, schließlich gilt es hier, das Entstehen krimineller Karrieren schon im Ansatz zu verhindern. Wir werden der

Kriminalität von Minderjährigen weiterhin effektiv und nachhaltig entgegenwirken. Diese Entwicklung müssen wir genau analysieren, die Ursachen erforschen und natürlich passende Gegenmaßnahmen, auch gemeinsam mit anderen Institutionen, wie insbesondere den Schulen, ergreifen. Dazu führen wir aktuell bereits Gespräche mit dem Kultusministerium.“

Wie in den vergangenen Jahren liegen die Schwerpunkte der Kinder- und Jugenddelinquenz mit 9.689 minderjährigen Tatverdächtigen im Bereich der Diebstahlsdelikte, gefolgt von Rohheitsdelikten (z.B. Körperverletzung) mit 7.327 minderjährigen Tatverdächtigen.

Dunkelfeldstudie

Bereits im Jahr 2012 hat sich Niedersachsen als erstes Bundesland entschieden, periodische Opferbefragungen als ständige Ergänzung zur PKS durch die Polizei durchzuführen und sich so verlässlich eine weitere Erkenntnisquelle zur Sicherheit im Land zu erschließen. Mit der Studie, die nach den Jahren 2013 und 2015 für 2017 zum dritten Mal durchgeführt wurde, werden insbesondere persönliche Erfahrungen und Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zum Sicherheitsgefühl, der Viktimisierung (die Sorge, Opfer einer Straftat zu werden), dem Anzeigeverhalten sowie der subjektiven Wahrnehmung der Polizeiarbeit untersucht.

LKA-Präsident Uwe Kolmey: „Die subjektiv empfundene Sicherheit in Bezug auf die Wohnung und die nähere Umgebung befindet sich auf einem hohen Niveau. Jedoch ist gleichzeitig der Anteil der Menschen mit einem geringen Sicherheitsgefühl von 2015 auf 2017 gestiegen (von 9,1 % auf 12,3 %). Obwohl sich die Kriminalitätsbelastung objektiv deutlich verringert hat, fühlen sich die Menschen in Niedersachsen aktuell etwas unsicherer in Bezug auf ihre nähere Umgebung als noch 2015. Wie schon in den Vorjahren fallen besonders jüngere Frauen durch hohe Unsicherheitswerte auf.“

Auch die Betroffenheit durch Kriminalität weist im Vergleich zu den ersten beiden Erhebungszeitpunkten insgesamt einen leichten Anstieg auf. Der Anteil der Befragten, die angaben Opfer irgendeiner Straftat geworden zu sein, stieg von ca. 29 % im Jahr 2014 auf rund 32 % im Jahr 2016. An der Belastung hinsichtlich der Art der Viktimisierung hat sich hingegen wenig verändert: Schwere Delikte wie Raub, Körperverletzungen oder Sexualdelikte werden relativ selten berichtet. Delikte, die das Eigentum betreffen (Diebstahl oder Sachbeschädigung), Betrug, Drohungen oder computerbezogene Kriminalität sind dagegen deutlich weiter verbreitet.

Die Anzeigequoten sind im zurückliegenden Untersuchungszeitraum überwiegend gestiegen: Computerbezogene Kriminalität, nahezu alle Arten von Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Raubdelikte wurden häufiger angezeigt. Betrugsdelikte und Sexualdelikte wurden seltener angezeigt, diese Rückgänge sind jedoch nicht signifikant.

Die Polizei wird von den Befragten auch in der diesjährigen Untersuchung mehrheitlich als rechtstaatlich handelnde Institution wahrgenommen. Von 2013 auf 2015 gab es bei dieser Wahrnehmung Verschlechterungen, von 2015 auf 2017 hat sich dieses allgemeine Vertrauen in die Polizei wieder signifikant verbessert.

Das Fazit von Minister Pistorius: „Die Entwicklung der Kriminalität ist in vielen Bereichen deutlich gesunken. Besonders erfreulich ist, dass sich die Zahl der Straftaten deutlich und damit auch die Belastung der niedersächsischen Bürgerinnen und Bürger durch Kriminalität erheblich verringert haben. Gleichzeitig ist jedoch das Sicherheitsgefühl – wenn auch nur geringfügig – gesunken. Diesen Aspekt werden wir noch genauer prüfen. Gleiches gilt für die Ursachen der gestiegenen Zahlen der Straftaten von minderjährigen Tatverdächtigen. Sehr positiv ist der deutliche Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen. Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht ein deutlicher Indikator für die gute Arbeit der Polizei, die in ihrem Bestreben, Einbrüche zu verhindern und begangene Straftaten mit großem Nachdruck aufzuklären, nicht nachlässt. Sie sorgt dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen sicher leben können. Daher ist es für mich nur folgerichtig, dass sie das Vertrauen der überwiegenden Mehrheit der Menschen genießt. Dafür gebührt ihr meine volle Anerkennung.“

Presseinformation

Artikel-Informationen

erstellt am:
26.02.2018
zuletzt aktualisiert am:
05.03.2018

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