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erstellt am:
20.09.2025
Behrens: „Der Kulturpreis Schlesien ist ein lebendiges Zeichen für Verständigung, Erinnerung und Verantwortung“
Am heutigen Vormittag (20.09.2025) ist zum 49. Mal der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen durch die Niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung, Daniela Behrens, verliehen worden. Die feierliche Veranstaltung fand in Waldenburg / Wałbrzych in Niederschlesien / Polen statt. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten und Institutionen geehrt, die sich in herausragender Weise um die Pflege schlesischer Kultur und die deutsch-polnische Verständigung verdient gemacht haben.
Innenministerin Daniela Behrens überreichte die Preise gemeinsam mit dem Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Paweł Gancarz.
Die Jury unter dem Vorsitz der Niedersächsischen Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung trat am 6. März 2025 in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin zusammen. Aus insgesamt elf Nominierungen wurden zwei Hauptpreise sowie ein Sonderpreis vergeben.
Ausgezeichnet wurden:
Ministerin Behrens hob in ihrer Rede hervor: „Der Kulturpreis Schlesien ist mehr als eine Auszeichnung für herausragende Persönlichkeiten und ihre Verdienste. Diese Ehrung steht seit Jahrzehnten für die Verständigung und die gewachsene Freundschaft zwischen Polen und Deutschen. Der Preis ist ein starkes Zeichen für eine gemeinsame Erinnerung und die Verantwortung, die unsere Länder gemeinsam tragen.
In einer Zeit, in der Nationalismus und Geschichtsvergessenheit an Einfluss gewinnen, setzen wir mit dieser Auszeichnung darüber hinaus ein klares Signal für ein Europa der Vielfalt, des Dialogs und der gemeinsamen Werte. Das wird auch bei den Preisträgern deutlich: Die drei Ausgezeichneten sind kulturelle Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland – genau dafür steht auch der Kulturpreis Schlesien seit fast 50 Jahren.“
Marschall Paweł Gancarz sagte: „Der diesjährige Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen ist nicht nur eine Gelegenheit, herausragende Persönlichkeiten der schlesischen Kultur zu ehren. Er erinnert uns auch an die Bedeutung und die Kraft, die Kultur bei der Gestaltung unserer Identität, beim Aufbau von Brücken des Verständnisses und einer internationalen Gemeinschaft mit sich bringt. Diese Veranstaltung ist besonders bedeutsam im Kontext der Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen – Zeiten der Unruhen, des gesellschaftlichen Wandels und globaler Krisen, die die Notwendigkeit von Dialog, gegenseitigem Respekt und Zusammenarbeit noch stärker betonen.“
Begleitet wurde die Preisverleihung von einem kulturellen Rahmenprogramm, das die Vielfalt der Region und die deutsch-polnische Partnerschaft in den Mittelpunkt stellte.
Der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen wurde 1977 ins Leben gerufen und wird jährlich abwechselnd in Niedersachsen und Niederschlesien verliehen. In Niedersachsen hatten besonders viele deutsche Schlesierinnen und Schlesier, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, Aufnahme gefunden und wesentlich zum Wiederaufbau des Landes beigetragen.
Daher stiftete die Niedersächsische Landesregierung diese Ehrung als Zeichen der Verbundenheit des Landes mit den in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Schlesierinnen und Schlesiern.
Somit steht der Kulturpreis für eine gelebte Erinnerungskultur, für Versöhnung und für die Kraft der Kultur, Grenzen zu überwinden. Im kommenden Jahr wird dieser zum 50. Mal verliehen – das wird gebührend am 10. Oktober 2026 in Hannover gefeiert.
Kurzporträt von Jacek Głomb
Als prägende Figur des polnischen Theaters leitet Jacek Głomb seit über drei Jahrzehnten das Helena-Modrzejewska-Theater in Legnica / Polen. Mit seinem Konzept des „Spielens in den Ruinen“ bringt er Theater in verlassene urbane Räume und direkt zu den Menschen. Głomb hat mehr als 50 Inszenierungen realisiert. Für sein künstlerisches Schaffen und sein Engagement in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit wurde er bereits vielfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Konrad-Swinarski-Preis und dem Europäischen Bürgerpreis. Der Kulturpreis Schlesien würdigt nun seinen Beitrag zur kulturellen Identität der Region und zur europäischen Erinnerungskultur.
Kurzporträt von Ulrike Draesner
Ulrike Draesner zählt zu den bedeutendsten Stimmen der zeitgenössischen deutschen Literatur. In ihren vielschichtigen Romanen, Gedichten und Essays setzt sie sich eindrucksvoll mit Fragen zur Herkunft, Migration und kulturellen Identität auseinander – inspiriert auch durch ihre eigene schlesisch-bayerische Familiengeschichte. Als mehrfach ausgezeichnete Autorin, Übersetzerin und Wortkünstlerin verbindet sie literarische Brillanz mit gesellschaftlicher Relevanz. Mit virtuoser Sprache gibt Draesner den vielstimmigen Erfahrungen von Deutschen, Polinnen und Polen sowie Ukrainerinnen und Ukrainern Raum und würdigt die unterschiedlichen Perspektiven ihrer Protagonistinnen und Protagonisten.
Kurzporträt von der Gesellschaft für interregionale Kulturaustausch e.V.
Seit 1992 fördert die Berliner Gesellschaft für interregionalen Kulturaustausch e.V. den internationalen Dialog und die kulturelle Verständigung. Gegründet von Museumsfachleuten und Kunstinteressierten, setzt der Verein dabei auf direkten Austausch zwischen Menschen verschiedener Regionen durch Werkstattprojekte, Seminare und Bildungsreisen, um Brücken zu schlagen und Verbindungen zu schaffen. In Kooperation mit dem Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg wurden zahlreiche deutsch-polnische Projekte realisiert – darunter Fotoausstellungen und zeitgeschichtliche Veranstaltungen.
Ellen Röhner ist die ehrenamtliche Leiterin des interregionalen Kulturaustausch e.V.. Unter ihrer Leitung werden insbesondere junge Menschen in den interkulturellen Dialog einbezogen.