Frauenfußball in Niedersachsen
Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 27.05.2011; Fragestunde Nr. 56
Der Abgeordnete hatte gefragt:
Die Weltmeisterschaft im Frauenfußball findet in diesem Jahr in Deutschland und Niedersachsen statt. Dies unterstreicht die gewachsene Bedeutung des Frauenfußballs. Viele Menschen in Niedersachsen freuen sich auf das „Sommermärchen 2011“.
Anlässlich dieses sportlichen Großereignisses frage ich die Landesregierung:
- Wie viele Vereine, Mannschaften und Mitglieder gibt es derzeit in Niedersachsen im Bereich Frauenfußball, und wie verlief die Entwicklung dieser Kennzahlen über die vergangenen zehn Jahre?
- Ist aus Sicht der Landesregierung eine Förderung des Frauenfußballs, insbesondere im Nachwuchsbereich, sinnvoll, und, falls ja, was sind geeignete Maßnahmen?
- Wie nutzt die Landesregierung die Chancen, die der Frauenfußball insbesondere zur Integration von Mädchen mit Migrationshintergrund bietet?
Innenminister Uwe Schünemann beantwortete namens der Landesregierung die Kleine Anfrage wie folgt:
Fußball ist heute keineswegs mehr eine Sportart, die den Männern vorbehalten ist. Wie in anderen bedeutenden Fußballnationen, ist die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland und auch in Niedersachsen in den letzten Jahrzehnten rasant verlaufen. Frauen- und Mädchenfußball hat, wie sich insbesondere in den letzten Jahren gezeigt hat, noch ein
enormes Entwicklungspotenzial. So hat zum Beispiel der Präsident des Deutschen Fußballbundes, Dr. Theo Zwanziger, vor einigen Jahren sinngemäß formuliert, dass die Zukunft des Fußballs weiblich sei.
Vor Jahren war diese Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland nicht vorhersehbar. Frauenfußball war in Deutschland über viele Jahrzehnte sogar verboten. So hat z.B. im Jahr 1955 der Deutsche Fußballbund auf seinem Verbandstag einen Verbotsbeschluss gefasst. In der Begründung hieß es unter anderem: „(…) dass diese Kampfsportart der Natur des Weibes im wesentlichen fremd ist, (…) Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, (…) das Zurschaustellen des Körpers verletze Schicklichkeit und Anstand“.
Mittlerweile ist Deutschland eine der führenden Nationen im Frauenfußball.
Die Deutsche Nationalmannschaft der Frauen wurde, nachdem sie 1982 ihr erstes Länderspiel ausgetragen hatte, inzwischen siebenmal Europameister und zweimal Weltmeister. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ihren WM-Titel in diesem Jahr im eigenen Land zu verteidigen.
Unter dem Slogan „20Elf von seiner schönsten Seite“ findet vom 26. Juni bis 17. Juli 2011 die „FIFA Frauen-Weltmeisterschaft“ in Deutschland statt. Zahlreiche Fußballanhänger in Deutschland freuen sich auf dieses herausragende Sportereignis, mit Begegnungen auch in Wolfsburg. Es ist zu erwarten, dass dieses WM-Turnier der Entwicklung des Frauenfußballs in unserem Land weitere Impulse geben wird. Hiervon wird voraussichtlich auch der Niedersächsische Fußballverband (NFV) profitieren, dessen Engagement im Bereich des Frauen- und Mädchenfußballs seitens der Landesregierung ausdrücklich begrüßt wird.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt:
Zu 1.:
Im NFV sind aktuell rund 110.000 (2001 = 104.773) weibliche Mitglieder organisiert, davon 70.699 Frauen* (2001 = 72.660) sowie 39.214 Jugendliche (2001 = 32.113) bis 16 Jahren. Unter Ihnen sind, wie in anderen Sportverbänden auch, passive und fördernde Mitglieder. Insofern sind die Zahlen der spielenden Mannschaften der eigentliche Indikator für den Entwicklungsstand des Verbandes.
Wurden im Jahr 2001 noch 624 Frauenmannschaften gemeldet, so sind es 2011 880. Bei den Juniorinnen hat es im gleichen Zeitraum eine Steigerung von 448 Mannschaften auf 1.484 gegeben.
Von den aktuell 2.604 Mitgliedsvereinen des NFV sind 756 Vereine im Frauen- und Juniorinnenfußball aktiv. Eine Vergleichszahl hierzu aus dem Jahr 2001 liegt nicht vor.
* 17 Jahre und älter
Zu 2.:
Die Landesregierung fördert entsprechend der Vorgaben des Niedersächsischen Glücksspielgesetzes und der dazu vom Ministerium für Inneres und Sport erlassen VO-Sport den Sport der im Landessportbund Niedersachsen (LSB) organisierten Vereine und Verbände. Der NFV als zweitgrößter Fachverband im LSB erhält aus der Finanzhilfe des Landes ein festes Kontingent zur eigenverantwortlichen Bewirtschaftung. Insofern kann der NFV die Prioritäten seiner Arbeit selbst festlegen. Besonders im Bereich der Nachwuchsarbeit leistet der NFV sowohl im Jungen- als auch im Mädchenfußball hervorragende Arbeit.
Über zahlreiche Projekte unterstützt der NFV die Nachwuchsarbeit. Beispielhaft zu nennen sind die NFV-Schulfußball-Offensive für Jungen und Mädchen, spezielle Fußballturniere für Mädchen, Mädchen-Fußballcamps, Projekte im Rahmen des Aktionsprogramms Schule und Verein, Kooperationen von Fußballvereinen mit Ganztagsschulen, wie auch die Aktion „Profis in der Schule“. Am Sparkassen-Fußballcup, Europas größtem Sichtungsturnier für E-Junioren, dürfen Mädchen gemeinsam mit den gleichaltrigen Jungen teilnehmen.
Zu 3.:
Der Fußballsport bietet gerade auch für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund große Chancen. Dies gilt insbesondere auch für den Frauen- und Mädchenfußball.
Darauf hat die Landesregierung zielgerichtet reagiert und im April 2008 gemeinsam mit dem LSB, dem NFV und der Universität Osnabrück ein landesweites Projekt zur sozialen Integration von Mädchen mit Migrationshintergrund durch Fußball „Fußball ohne abseits“ ins Leben gerufen. Aufgrund großer Nachfrage und vorbildlicher Eigeninitiative rollt in mittlerweile mehr als 38 Standorten in 12 niedersächsischen Städten und Kommunen und in Zusammenarbeit mit 29 Vereinen das runde Leder. Das Projekt hat bundesweiten Vorbildcharakter. Es wurde aus den für Maßnahmen zur Integration im und durch Sport seit 2008 zusätzlich an den LSB bereit gestellten Mitteln in Höhe von jährlich 500.000 Euro gefördert.