Nds. Ministerium für Inneres und Sport Niedersachsen klar Logo

Feierstunde in Anderlingen

Innenminister Uwe Schünemann nimmt rund 300 Rekruten Gelöbnis ab


ANDERLINGEN. Ansprache von Innenminister Uwe Schünemann zum feierlichen Gelöbnis der der Rekruten des Fallschirmjägerbataillons 313, des Fallschirmjägerbataillons 373 und des Luftlandeunterstützungsbataillons 272 (alle Luftlandebrigade 31). Schünemann sagte in Anderlingen:

Anrede,

Soldatinnen und Soldaten!

heute ist für Sie ein ganz besonderer Tag. Sie sind hier auf dem Sportplatz in Anderlingen angetreten, um Ihr Feierliches Gelöbnis öffentlich abzulegen.

Liebe Rekruten der Luftlandebrigade 31!

Sie geloben heute, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

Das ausrichtende Fallschirmjägerbataillon 313 hat dieses Ereignis zum Anlass genommen, eine Feierstunde mit breiter Öffentlichkeitswirkung auszurichten.

Das ist ein gutes Signal!

Die Bundeswehr ist ein integraler Pfeiler zum Schutz unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Deshalb ist es notwendig, dass unsere Soldatinnen und Soldaten fest in unserer Gesellschaft verankert sind und ihrerseits Rückhalt erfahren bei den Bürgerinnen und Bürgern.

Dazu dienen öffentliche Gelöbnisse.

Ich freue mich, dass heute so viele Gäste, Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Anderlingen und Umgebung, Vertreter des öffentlichen Lebens, Familienangehörige und Freunde von Ihnen hier versammelt sind, um an dieser eindrucksvollen Veranstaltung teilzunehmen.

Dieses große Interesse ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass unsere Bundeswehr auch in Niedersachsen die breite Anerkennung und den tiefen Respekt genießt. Sie ist hier in Niedersachsen fest verankert. Und wir haben allen Grund dazu, alles dafür zu tun, damit das auch in Zukunft so bleibt!

Menschenwürde, Freiheit, Frieden und Sicherheit sind die tragenden Säulen unserer Rechts- und Staatsgemeinschaft. Doch diese Basiswerte unseres Zusammenlebens gibt es nicht zum Nulltarif.

Wir müssen sie uns erarbeiten – immer wieder aufs Neue.

Menschenwürde, Freiheit, Frieden und Sicherheit müssen verteidigt werden. Nicht nur mit guten Worten, sondern notfalls auch mit Waffengewalt.

Mit Ihrer Bereitschaft, unser Land zu schützen, sind Sie, liebe Rekruten, ein entscheidender Garant für die Existenz unseres freiheitlichen Gemeinwesens. Ob als Grundwehrdienstleistende, als Zeit- oder Berufssoldaten: Die Bürgerinnen und Bürger sind der Bundeswehr zu Dank verpflichtet. Das gilt auch und gerade für diejenigen Soldatinnen und Soldaten, die im Auslandseinsatz stehen. Sie sind im besten Sinne „Staatsbürger in Uniform“. Sie sind keine blinden Befehlsempfänger, sondern intelligente Kämpfer mit vielen Fähigkeiten. Sie handeln professionell, verantwortungsbewusst und mit Augenmaß. Sie leisten einen elementar notwendigen, allerdings oft auch schwierigen und lebensgefährlichen Dienst.

Dies hat die Luftlandebrigade 31 erst kürzlich schmerzlich erfahren müssen. Vor wenigen Wochen, am Karfreitag, verloren drei Soldaten der 3. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 373 in Kunduz ihr Leben. Hauptfeldwebel Nils Bruns, Stabsgefreiter Robert Hartert und Hauptgefreiter Martin Augustyniak fielen in Afghanistan im Kampf für unsere Sicherheit und im Dienst des Weltfriedens. Acht weitere Soldaten der Kompanie wurden bei dem Gefecht verwundet.

Lassen Sie mich klar festhalten:

Unsere Soldaten im Einsatz sind tapfer, weil sie ihren Auftrag, unser Recht und unsere Freiheit zu verteidigen, in vollem Bewusstsein der Gefahren für Leib und Leben ausführen. Dafür verdienen sie höchste Anerkennung, tiefsten Respekt und unser ganzes Mitgefühl. Und diese Wertschätzung muss unabhängig von der persönlichen Haltung eines jeden einzelnen von uns zu dem jeweiligen Auslandseinsatz bestehen.

Liebe Rekruten!

Von dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy stammt der berühmte Leitsatz:

„Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, sondern was Du für Dein Land tun kannst!“

Er hat damit deutlich gemacht, dass es Sache eines jeden Bürgers ist, für sein Land einzustehen.

Auf diese Bereitschaft des Dienens ist auch und gerade ein freiheitliches Gemeinwesen angewiesen.

Die allgemeine Wehrpflicht ist zweifellos etwas Besonderes. Sie macht den Bürger zum Beschützer seines Landes. Dieser Kerngedanke, von dem sich die großen preußischen Militärreformer um Scharnhorst und Gneisenau vor über 200 Jahren leiten ließen, hat auch heute nichts von seiner Aktualität verloren.

In unserer heutigen Gesellschaft ist es keineswegs selbstverständlich, dass junge Staatsbürger einen Dienst für die Allgemeinheit antreten. Schon aus diesem Grund gilt mein großer Respekt allen, die den Grundwehrdienst verrichten.

Wir sollten aber auch selbstverständlich den jungen Leuten dankbar sein, die Zivildienst leisten, ein freiwilliges soziales Jahr oder ähnliche Dienste für die Allgemeinheit verrichten.

Sie alle stehen auf vielfältige Weise für unser Land, unsere Gesellschaft und ihre Mitmenschen ein.

Wir erleben in letzter Zeit eine verschärfte Debatte um den Sinn der Wehrpflicht. Ich persönlich halte die Wehrpflicht für einen unverzichtbaren Bestandteil unserer Wehrverfassung.

Denn:

- Sie stiftet ein festes Band zwischen Armee und Gesellschaft, wie es bei einer reinen Freiwilli-genarmee nicht bestehen würde.

- Sie ermöglicht in der Nachwuchsgewinnung einen breiten Querschnitt aus der Bevölkerung mit alle ihren Talenten und Stärken.

- Sie sichert die rasche Aufwuchsfähigkeit für den Fall einer äußeren Bedrohung.

Wir sollten an dem bewährten, intelligenten Mix unserer Streitkräfte aus Berufs- und Zeitsoldaten, Grundwehrdienstleistenden und Freiwillig länger Wehrdienst Leistenden sowie Reservisten festhalten.

Die schlechten Erfahrungen unserer Nachbarn, die die Wehrpflicht abgeschafft haben, sollten wir uns ersparen.

Liebe Rekruten!

Seien Sie stolz darauf, Ihre Entscheidung zu Gunsten des Grundwehrdienstes getroffen zu haben, selbst wenn dies viel von Ihnen abverlangt: Disziplin, Einschränkungen, persönlicher Verzicht und auch Trennung von der gewohnten heimatlichen Umgebung.

Sie reihen sich ein in eine lange Reihe Grundwehrdienstleistender, die vor über fünfzig Jahren begonnen hat und zu denen auch ich einmal gehört habe.

Deshalb lassen Sie mich zum Schluss sagen:

Der Dienst, den Sie leisten, ist Friedensdienst. Sie werden die Zeit ihrer Bundeswehrzugehörigkeit hoffentlich stets als eine interessante und bereichernde Facette ihres Lebens empfinden.

Auf der einen Seite stehen Gehorsam und Disziplin – aber auf der anderen Seite die Kameradschaft. Sie ist mir persönlich als etwas besonders Wertvolles in Erinnerung geblieben. Der Wehrdienst ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance für jeden einzelnen von Ihnen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und stets das sprichwörtliche Soldatenglück!

Presseinformation

Artikel-Informationen

erstellt am:
25.06.2010

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln