Niedersächsischer Integrationspreis 2008
Schünemann zeichnet beispielhafte kommunale Integrationsprojekte aus
HANNOVER. Der Niedersächsische Integrationsminister Uwe Schüne-mann hat am Dienstag in Anwesenheit von Staatsministerin und Bundes-integrationsbeauftragter Prof. Dr. Maria Böhmer als Vertreterin der Bun-desregierung den Niedersächsischen Integrationspreis 2008 vergeben. "Mit den 50 Wettbewerbsbeiträgen haben unsere niedersächsischen Kommunen eindrucksvoll bewiesen, mit welch großem Engagement Integration vor Ort betrieben wird", lobte Integrationsminister Uwe Schünemann vor 160 Gästen aus den niedersächsischen Kommunen. "Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz, Stadtteile – dies sind die Orte, wo sich Integration abspielt. Hier sind erfolgreiche Projekte zu finden, die mit diesem Wettbewerb ins Scheinwerferlicht gerückt werden sollen, um für andere ein nachahmenswertes Beispiel zu präsentieren", betonte Schünemann. Die Förderung von Bildung und Arbeit sowie das kommunale Management der Integration seien deshalb Schwerpunkte für die diesjährige Preisvergabe gewesen.
Mit dem Integrationspreis würden künftig jährlich beispielhafte und herausragende Projekte gewürdigt, um die Vielfalt der Handlungs-möglichkeiten in der Integrationspolitik aufzuzeigen und zu unterstützen, erklärte Schünemann. Die Integration zugewanderter Menschen sei eine der wichtigsten Herausforderungen, die Politik und Gesellschaft in unserem Land gegenwärtig und zukünftig zu bewältigen haben, so der Minister. Deshalb habe die Niedersächsische Landesregierung die Integration zu einem zentralen Politikfeld erklärt, bei dem auch insbesondere die Kommunen durch die Landesregierung mit verschiedensten Maßnahmen unterstützt würden.
Die Preisverleihung übernahmen die Juroren Prof. Dr. Maria Böhmer, der Musikproduzent Mousse T. der Fußballspieler Altin Lala, der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück Hans-Jürgen Fip, der Unternehmer Dirk Rossmann und die Vorsitzende des Landespräventionsrates Niedersachsen Sigrid Maier-Knapp-Herbst.
Staatsministerin und Bundesintegrationsbeauftragte Prof. Dr. Maria Böhmer hob in ihrer Rede über die Bedeutung der Kommunen für eine erfolgreiche Integration hervor, dass Integration dort besonders gut gelinge, wo das Thema "Chefsache" sei: "Integration muss in den Kommunen immer wieder ganz oben auf der Agenda stehen." Als zentral bezeichnete Böhmer die interkulturelle Öffnung der Verwaltungen. Dies bedeute zum einen, mehr Migrantinnen und Migranten in Ämtern, Kindertagesstätten, aber auch bei Feuerwehr und in Krankenhäusern zu beschäftigen. Zum anderen müssten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunen besser in die Lage versetzt werden, sich auf die speziellen Anliegen und Lebenssituationen von Menschen aus Zuwandererfamilien einzustellen.
Der mit 30.000 Euro dotierte Gesamtpreis wurde an folgende neun Preisträger vergeben:
Kategorie "Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund":
1. Preis: Landkreis Nienburg/Weser, 2. Preis: Stadt Braunschweig, 3. Preis: Stadt Cloppenburg
Kategorie "Integration in Ausbildung und Arbeit":
1. Preis: Stadt Wolfsburg, 2. Preis: Stadt Osnabrück, 3. Preis: Stadt Braunschweig
Kategorie "Integrationskonzept, Vernetzung, Beteiligung":
1. Preis: Landkreis Osnabrück, 2. Preis: Landkreis und Hansestadt Lüneburg, 3. Preis: Stadt Peine
Musikalisch eröffnet wurde die Preisverleihung durch den Chor der Internationalen Schule Hannover. Der Chor besteht aus Schülern der vierten bis sechsten Klasse, die aus zwölf verschiedenen Nationen stammen. Es waren folgende Länder vertreten: Australien, China, Deutschland, Frankreich, Ghana, Großbritannien, Japan, Kanada, Korea, Norwegen, Türkei und die USA. Mousse T. unterstützte den Niedersächsischen Integrationspreis nicht nur als Juror, sondern sorgte zusammen mit Emma Landfort und Sharon Philipps für weitere musikalische Höhepunkte.
Nähere Einzelheiten und Statements des Integrationsministers Uwe Schünemann zu den Preisträgern entnehmen Sie bitte der anliegenden Übersicht.
Die ausgezeichneten Projekte der Kommunen können sie im Internet unter www.integrationsbeauftragte.niedersachsen.de nachlesen.
Statements des Ministers zu den Preisträgerregionen:
Landkreis Osnabrück:
Projekt "Integrationsmanagement"
"Viele Spätaussiedler haben im Raum Osnabrück ihre neue Heimat gefunden. Ich freue mich sehr", so Integrationsminister Schünemann, "dass der Landkreis Osnabrück für die beispielhafte Unterstützung bei der Integration mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurde". Klare Ziele, die Beteiligung der betroffenen Menschen, eine gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen machten die Qualität dieser Aktivitäten aus.
Mit einem weiteren Preis wurde die Stadt Osnabrück ausgezeichnet.
Stadt Osnabrück:
Projekt "Interkulturelle Öffnung der Verwaltung und pro-aktives Personalmanagement"
"Wir brauchen mehr berufliche Perspektiven für Menschen mit Migrationshintergrund. Deshalb ist die Stadt Osnabrück vorbildlich, wenn sie ihre Verwaltung interkulturell öffnet und damit gerade jungen Zuwanderern deutlich bessere Einstellungs- und Karrierechancen bietet", lobte Schünemann. Dies könne auch für andere Kommunen ein gutes und nachahmenswertes Beispiel sein.
Stadt Braunschweig:
Projekt "Profilierung junger Migranten/innen und Projekt "Suche Arbeit – biete Zukunft"
"Das Erlernen der deutschen Sprache und eine gute Bildung sind die beste Voraussetzung für eine gute Integration", so der Minister. "Deshalb freue ich mich sehr, dass die Stadt Braunschweig mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Die Besonderheit der von der Stadt initiierten Bildungsprojekte ist, dass sie insgesamt inhaltlich und methodisch gut aufeinander aufbauten.
Das Projekt "Orient trifft Okzident" steht für eine besonders innovative Idee", lobt Schünemann. Mütter mit Kita-Kindern haben die deutsche Sprache gelernt und dann türkische Kinderreime in einem Bilderbuch ins Deutsche übersetzt. So wurden sie von Lernenden zu Lehrenden und gemeinsam mit ihren Kindern an die deutsche Sprache herangeführt. "Nachahmenswert," findet der Minister.
Die Stadt Braunschweig wurde noch mit einem weiteren Preis ausgezeichnet. "Wir brauchen mehr berufliche Perspektiven für Menschen mit Migrationshintergrund. Deshalb ist die Stadt Braunschweig vorbildlich, wenn sie Jugendliche mit Migrationshintergrund hierbei unterstützt", betont Schünemann. Bei dem Projekt "Profilierung junger Migrantinnen und Migranten" der Stadt Braunschweig haben Jugendliche sich in den letzten beiden Schuljahren in ihrer Freizeit gezielt auf eine Ausbildung vorbereitet. Auch Betriebspraktika während der Ferienzeit gehörten dazu. Ein Höhepunkt war die Öffentlichkeitskampagne "Suche Arbeit – biete Zukunft". Hier wurden die Projektteilnehmer Sympathieträger in eigener Sache und warben auf Plakaten, die in der Braunschweiger Innenstadt auf Werbeflächen zu sehen waren. "Eine sehr schöne frische Idee und Anregung für Andere", lobt Schünemann.
Landkreis und Hansestadt Lüneburg:
Projekt "Gemeinsamer Integrationsbeirat für Stadt und Landkreis Lüneburg"
Einen zweiten Preis erhält der Beitrag des Landkreises Lüneburg und der Hansestadt Lüneburg für die Gründung eines gemeinsamen Integrationsbeirates. "Dieses gute Beispiel sinnvoller interkommunaler Zusammenarbeit ist innovativ", betont der Minister. Das Ganze fände auf einem hohen Niveau mit der Einbindung der Entscheider-Ebene durch den Vorsitz des Landrats und des Oberbürgermeister statt. "Mit dieser Gestaltung des Beirats ist nicht nur dem Postulat, Integration zur Chefsache zu machen, Genüge getan, sondern auch ein hohes Maß an Umsetzungswahrscheinlichkeit gegeben", findet Schünemann. "Nachahmenswert", lobte Schünemann.
Landkreis Nienburg/Weser:
Projekt "Mein Kind und ich Elmigra"
Ausgezeichnet mit einem ersten Preis wurde der Landkreis Nienburg mit dem Projekt "Elmigra - mein Kind und ich". "Eine beispielhafte Elternarbeit von und mit Migrantinnen und Migranten", findet Schünemann. Eltern seien die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder und hätten dabei Vorbildfunktion – auch bei der Integration. Der Landkreis unterstütze dies durch ein gut strukturiertes Integrationskonzept mit einer vorbildlichen langjährigen Entwicklung. Ein 50-stündiges Schulungsangebot, Kooperationen mit Migrantenorganisationen, Moscheevereinen, Zusammenarbeit mit Arzthelferinnen oder Erziehern unterstützen dabei die Eltern. Dabei werden Themen der Bildung, Sprache und Gesundheit in der Elternarbeit miteinander verknüpft. Dies könne auch für andere Kommunen ein gutes und nachahmenswertes Beispiel sein, lobt der Minister.
Stadt Cloppenburg:
Projekt "Integration durch mehr Bildungschancen in der Ganztagsschule"
"Viele Spätaussiedler haben im Raum Cloppenburg ihre neue Heimat gefunden. Ich freue mich sehr", so Integrationsminister Schünemann, "dass die Stadt Cloppenburg für die beispielhafte Unterstützung bei der Integration mit einem Preis ausgezeichnet wurde". Der Preis wurde für das Projekt "Integration durch mehr Bildungschancen in der Ganztagsschule" vergeben. Die Paul-Gerhard-Schule mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund mache – auch mit Unterstützung der Stadt – viele tolle Sachen zur Erhöhung der Chancengleichheit, lobte der Minister. Die Arbeitsgemeinschaften der Schule arbeiten beim Fußball, Handball, Voltigieren oder als Schülersanitäter oder Pfadfinder stark mit Vereinen zusammen. "Auch die Elternarbeit habe sich gut entwickelt. Eltern seien die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder und hätten dabei Vorbildfunktion – auch bei der Integration", so Schünemann. Für die beispielhafte Entwicklung habe sicherlich auch die Elternschule "Fit für die Gesellschaft" in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk und der Volkshochschule mit beigetragen, hob Schünemann hervor.
Stadt Wolfsburg:
Projekt "Gezieltes Anwerben für eine Ausbildung in der Stadtverwaltung"
Die Stadt Wolfsburg wurde dabei mit einem Preis für ihr gezieltes Anwerben für eine Ausbildung in der Stadtverwaltung ausgezeichnet. "Wir brauchen mehr berufliche Perspektiven für Menschen mit Migrationshintergrund. Deshalb ist die Stadt Wolfsburg vorbildlich, wenn sie Jugendliche mit Migrationshintergrund hierbei unterstützt", lobte Schünemann. Die Stadt, die bereits seit sechs Jahren gezielt Jugendliche mit Migrationshintergrund in den 9. und 10. Jahrgangsstufen sowie in den 12. und 13. Schulklassen zu Informationsveranstaltungen einlädt, um ihnen die verschiedenen städtischen Ausbildungsangebote vorzustellen, biete damit auch eine Anregung für andere Städte, betonte der Minister. Darüber hinaus sei das kostenlose zweitägige Bewerbungstraining mit erfahrenen Trainern eine hervorragende Idee, um die Chancen für eine Einstellung zu erhöhen. "Innovativ ist auch der "Check-Point" mit einer gezielten Beratung über Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote in einem zentralen Einkaufszentrum der Stadt", unterstreicht Schünemann. "Eine sehr schöne frische Idee und Anregung für Andere", hob der Minister hervor.
Stadt Peine:
Projekt "Kleine Menschen/große Menschen zum Miteinander verführen:
"Viele Menschen mit Migrationshintergrund haben in Peine ihre neue Heimat gefunden. Ich freue mich sehr", so Integrationsminister Schünemann, "dass die Stadt Peine für die beispielhafte Unterstützung bei der Integration für das Projekt "Kleine Menschen/große Menschen zum Miteinander verführen" mit einem Preis ausgezeichnet wurde". Es sei sehr bereichernd, so Schünemann, wie hier Senioren mit und ohne Zuwanderungserfahrung zwischen 60 und 70 mit Schulkindern mit und ohne Migrationshintergrund zwischen 7 und 10 Jahren zusammen etwas machen wollen. Mit dabei sind u. a. Senioren aus Kirchengemeinden und Moscheen oder die Seniorengruppe "Wir sind für euch da" sowie Kinder aus 5 Grund-schulen. Gemeinsam in Zweier-Gruppen - sogen. "Tandems" geht es ins Kino, in die Bibliothek zum Lesen, ins Rathaus. Regelmäßige Treffen mit den Eltern sind vorgesehen. "Toll und innovativ, wie hier generationsübergreifendes und vernetztes Lernen organisiert wird", lobt der Minister.
Artikel-Informationen
erstellt am:
23.09.2008
zuletzt aktualisiert am:
20.05.2010