Neuer Meilenstein bei der Einführung des Digitalfunks:
Niedersachsen errichtet erstes Teilnetz
HANNOVER. "Niedersachsen geht bei der Einführung des Digitalfunks den nächsten großen Schritt: Ab dem 1. Oktober wird im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg das erste Teilnetz mit fast 400 Endgeräten und elf Antennenanlagen, den so genannten Basisstationen, den erweiterten Probebetrieb aufnehmen." Dies kündigte Innenminister Uwe Schünemann am Montag in Hannover an. Schünemann sagte, die Region in den Landkreisen Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Uelzen werde damit bundesweit einer der ersten größeren zusammenhängenden Bereiche sein, in dem der Digitalfunk in den Betrieb gehe. Was die Größe der abgedeckten Fläche anbelange, sei Niedersachsen sogar bundesweit führend.
Der Innenminister erinnerte daran, dass sich Niedersachsen bei der Einführung eines bundesweit einheitlichen digitalen Sprech- und Datenfunksystems für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) von Anfang an "in der Startformation" befinde. Seit gut einem Jahr gehöre es mit dem Polizeikommissariat in Lüchow zu den sechs Bundesländern, die sich an einer Referenzplattform beteiligen.
Die Errichtung des neuen Funknetzes erfolgt für Niedersachsen in sechs Abschnitten, die an den Grenzen der Polizeidirektionen ausgerichtet sind. Nach Lüneburg folgt die Polizeidirektion Oldenburg Mitte 2009, Osnabrück, Hannover und Braunschweig folgen im Verlauf des Jahres 2010, und Göttingen schaltet Anfang 2011 auf digital.
Schünemann wies auf die erforderlichen Schulungsmaßnahmen hin. Allein für die niedersächsische Polizei seien in den nächsten Jahren 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die neue Technik vorzubereiten.
"Geht man davon aus, dass auch die kommunalen Bedarfsträger das Netz perspektivisch vollständig nutzen werden, kommen für die Feuerwehren 140.000 und für die weiteren Organisationen 30.000 Einsatzkräfte hinzu."
Allein für die Polizei in Niedersachsen entsteht nach Angaben des Ministers ein Bedarf von rund 14.000 Funkgeräten. Der Gerätebestand der nichtpolizeilichen BOS werde derzeit in Niedersachsen auf zirka 30.000 geschätzt.
"Die Einführung des Digitalfunks stellt sich als organisatorische, personelle und finanzielle Herausforderung dar", betonte Schünemann. Allein für die Errichtung des niedersächsischen Netzes und den Betrieb bis zum Jahr 2021 würden Haushaltsmittel in Höhe von 236 Millionen Euro benötigt. Hinzu kämen weitere Kosten im Umfang von 49 Millionen Euro, davon allein 30 Millionen Euro für die Erstausstattung der Polizei mit Funkgeräten. Der Gerätepreis betrage je nach Bauart, Ausstattung und notwendigem Zubehör bis zu 3.000 Euro. "Der Gesamtaufwand für das Land beläuft sich damit auf 286 Millionen Euro - eine Investition in die Sicherheit unserer Bürger, die sich lohnt", sagte Schünemann.
Der Innenminister kündigte an, den Digitalfunk bereits beim nächsten Castoreinsatz im Bereich Dannenberg als Ergänzung zum Analogfunk einzusetzen.
Digitalfunk im Internet:
www.digitalfunk.niedersachsen.de
www.bdbos.bund.de
Anlage zur MI-Presseinformation Nr. 96 vom 14.07.2008
Wesentliche Leistungsmerkmale des Digitalfunks
- Früher hatte jede BOS für ihren Zuständigkeitsbereich ein eigenes Funksystem, das weder intern noch übergreifend vernetzt war. Das Digitalfunknetz hingegen ist bundesweit vollständig miteinander verbunden und steht allen BOS zu Nutzung offen. Das hat zur Folge, dass zukünftig Einsatzkräfte z.B. einer Feuerwehr, angenommen sie würde zu einem 400 km entfernten Einsatzort zur Unterstützung örtlicher Kräfte anfahren, während der gesamten Fahrzeit unterbrechungsfrei mit derselben Leitstelle in Kontakt bleiben könnte.
- Der Digitalfunk ist zudem abhörsicher und nutzt die vorhandenen knappen Frequenzen sehr viel ökonomischer. Die Funkgeräte können im Digitalfunknetz wahlweise für Einzel- oder Gruppenkommunikation genutzt werden. Außerdem ist es möglich, mit ihnen in öffentliche Telefonnetze zu telefonieren.
- Neben der Sprachkommunikation ermöglich der Digitalfunk auch die Übermittlung von Daten wie z.B. Datenbankabfragen oder Kurzmitteilungen.
- Ein erheblicher Sicherheitsgewinn ergibt sich durch das zentrale Teilnehmermanagement. So kann ein Gerät z.B. bei Verlust oder Diebstahl aus dem Betrieb genommen werden.
- Die Sprach- und Empfangsqualität wird sich zukünftig deutlich verbessern. Damit verringert sich die Fehlerquote bei Übertragungen, und die Qualität der Aufgabenwahrnehmung steigt.
- Alle Endgeräte werden über eine Notruftaste verfügen, die das Gerät sofort auf "Senden" stellt, wenn diese Taste gedrückt wird. Gleichzeitig werden alle anderen Gespräche unterdrückt und die Teilnehmer der Funkgruppe hören automatisch das Geschehen vor Ort mit. In Kombination mit dem GPS Ortungssystem wird zudem sofort die geografische Position des Gerätes übertragen, und diese kann in einer Leitstelle unmittelbar auf einer digitalen Karte angezeigt werden - ein erheblicher Sicherheitsgewinn für die eingesetzten Kräfte mit unmittelbarer Auswirkung auf die Sicherheit der Bürger.
- Das GPS-System wird zukünftig auch das Einsatzmanagement der BOS dahingehend unterstützen können, Hilfe gezielter und schneller zum Einsatz zu bringen. Die Ortung der Funkgeräte kann ständig im Hintergrund unsichtbar mitlaufen, so dass der Einsatzleitrechner bei entsprechenden Sofortlagen Vorschläge für den Einsatz verfügbarer und geeigneter Kräfte erstellen und diese ebenfalls auf einer Karte anzeigen kann.
Artikel-Informationen
erstellt am:
14.07.2008
zuletzt aktualisiert am:
20.05.2010