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Fachkonferenz „Gemeinsam gegen Jugendgewalt“

Schünemann: Breite Basis für gemeinsame Anstrengungen gegen Jugendgewalt


HANNOVER. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann hat die Bekämpfung der Jugendkriminalität als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit einer hohen Bedeutung bezeichnet. "Die Fachkonferenz zeigt, dass es eine breite Basis für gemeinsame Anstrengungen gegen Jugendgewalt gibt. Wir sind mit unseren Bemühungen, diese Kräfte zu vernetzen, auf dem richtigen Weg", so Schünemann bei der Eröffnung der Konferenz vor 170 Fachleuten am Montag in Hannover.

Gerade für die Entwicklung junger Menschen sei eine frühzeitige Reaktion und Intervention bei erkennbaren Fehlverhalten äußerst wichtig. "Je früher alle Verantwortlichen in Familie, Schule, Jugendhilfe, Jugendgerichtshilfe, Justiz und Polizei auf junge Menschen einwirken, desto größer ist die Chance, dass eine positive Verhaltensänderung herbeigeführt werden kann", sagte der Innenminister. Gemeinsames Ziel müsse es sein, Verfestigungen von falschen Verhaltsmustern und damit letztlich kriminelle Karrieren zu verhindern.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik Niedersachsens verzeichne im Langzeitvergleich über zehn Jahre zwar nur relativ geringe Steigerungsraten minderjähriger Straftäter. Von 2005 zu 2006 sei diese Zahl sogar leicht zurückgegangen. Mit Besorgnis müsse allerdings die Entwicklung minderjähriger Tatverdächtiger bei den so genannten Rohheitsdelikten gesehen werden, so Schünemann. Delikte also, die überwiegend in der Öffentlichkeit begangen werden. "Minderjährige begehen sie häufig in Gruppen und oft auch unter Alkoholeinfluss. Dazu gehören Körperverletzungen, Raub und Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Bedrohung und Nötigung." Die Anzahl der mit Rohheitsdelikten registrierten jugendlichen Tatverdächtigen habe sich von 1997 bis 2006 nahezu verdoppelt. Allein bei den Körperverletzungsdelikten hat es bei den gesamten minderjährigen Tatverdächtigen einen Anstieg von 5.194 auf 10.280 gegeben. Dies sei kein Phänomen, das Niedersachsen besonders betrifft. Gleiche Entwicklungen würden bundesweit festgestellt. "Es ist nicht nur die Steigerung, die nachdenklich macht. Es ist vielmehr auch die Qualität oder besser Brutalität, die eine andere geworden ist", sagte Schünemann.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass in diesem Anstieg auch das Aufhellen eines Dunkelfeldes eine Rolle spielt. "Die Anzeigebereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ist gestiegen." Viele Straftaten, die früher den Strafverfolgungsbehörden nicht zur Kenntnis gelangten, finden heute ihren Weg in die Statistiken. Auch die unstreitig erfolgreiche Ermittlungsarbeit der Polizei, und zwar auch in der sehr guten Zusammenarbeit mit den Schulen und Staatsanwaltschaften, führten zu einem genaueren Zahlenmaterial.

"Als Innenminister messe ich der Bekämpfung der Jugendkriminalität eine herausragende Bedeu tung zu", sagte Schünemann. Seit der Regierungsübernahme 2003 seien in diesem Bereich substantielle Weichenstellungen vorgenommen worden. So seien im Rahmen der Umorganisation der Polizei Spezialisten in der Bearbeitung von Jugendsachen in eigenen Fachkommissariaten und Arbeitsfeldern der Dienststellen konzentriert worden, um diese Aufgabe mit höchster Kompetenz wahrnehmen zu können. Zeitgleich wurden bei allen Polizeiinspektionen so genannte "Präventionsteams" eingerichtet, die für die gesamte Bandbreite örtlicher Präventionsarbeit zuständig sind. Mit gemeinsamen Regelungen haben Schule, Polizei und Staatsanwaltschaft deutlich ihre Zusammenarbeit intensivieren können, die nun effektiver Informationen austauschen und kooperieren können. U. a. wurde in einem Erlass geregelt, dass alle Gewalttaten an Schulen gemeldet werden müssen.

Im Jahre 2007 ist das so genannte "vorrangige Jugendverfahren" in Niedersachsen flächendeckend eingeführt worden. Durch verkürzte Abläufe zwischen Justiz und Polizei sollen dabei die Fälle von Jugendkriminalität, bei denen es geboten erscheint, innerhalb von sechs Wochen bearbeitet werden. "Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die staatliche Reaktion auf jugendliches Fehlverhalten möglichst auf dem Fuße folgt, um eine größtmögliche erzieherische Wirkung zu erzielen", sagte der Innenminister.

Auf der Fachtagung wurden regional erprobte und bewährte Projekte vorgestellt. "Wenn die anwesenden Fachleute und Multiplikatoren helfen, diese Projekte auf Ihre Verantwortungsbereiche zu übertragen, können wir gemeinsam eine flächendeckende, nachhaltige Wirkung erzielen", sagte Schünemann. Unter anderem gehe es bei den Projekten um Gewaltprävention durch Sport, den Umgang mit Intensivtätern, der Vorbereitung von Straftätern auf die Zeit nach ihrer Haftentlassung oder um den Einsatz des Kriseninterventionsteams (KIT). Ein besonderes Augenmerk wird auf das Projekt "Prävention als Chance (PaC) – schulbezogene Gewaltprävention im Verbund" gelenkt. Dieses gemeinsame Projekt des Landeskriminalamtes Niedersachsen und des Gemeinde-Unfallversicherungs-Verbandes Hannover wurde vor genau einem Monat, mit dem "Deutschen Förderpreis Kriminalprävention" in Münster prämiert. Der dort verfolgte Ansatz, so Schünemann, bewährte Präventionsangebote in einem Bausteinsystem zielgerichtet zusammenzufassen, finde hoffentlich bald in ganz Niedersachsen aktive Anhänger. "Wir werden unsere Anstrengungen im Kampf gegen Jugendkriminalität und insbesondere Jugendgewalt konsequent fortsetzen. Ein Meilenstein hierbei ist auch diese Veranstaltung zur besseren Vernetzung untereinander. Unablässig bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität ist das Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Gruppen.

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
13.11.2007
zuletzt aktualisiert am:
20.05.2010

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