Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler ein Jahr im Amt
Innenminister Schünemann: Neues Amt hat sich bereits jetzt bewährt
HANNOVER: Das vor einem Jahr von der Niedersächsischen Landesregierung neu geschaffene Amt eines Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler hat sich als erfolgreich erwiesen. Darauf hat am Montag der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Uwe Schünemann, hingewiesen. Der mit den Aufgaben betraute Landtagsabgeordnete Rudolf Götz habe sich mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als ein wichtiger Ansprechpartner für Heimatvertriebene und Spätaussiedler erwiesen. "Der Landesbeauftragte für Heimatvertriebene ist Ausdruck für unsere historische Verantwortung gegenüber den Heimatvertriebenen und den Spätaussiedlern, insbesondere den Deutschen aus Russland", sagte Schünemann. Schätzungsweise jeder dritte Niedersachse ist nach Angaben des Ministers Heimatvertriebener, Spätaussiedler oder DDR-Flüchtling bzw. entstammt einer solchen Familie.
Der Landesbeauftragte Götz stellte die Aktivitäten seines ersten Amtsjahres vor. Dabei standen die Kontaktaufnahme zu Vertriebenen und Teilnahme an deren Veranstaltungen im Mittelpunkt. Sein besonderes Interesse richtete er auf die Bewahrung des Kulturgutes. "Immer weniger Menschen haben die Vertreibung noch selbst erlitten. Wir müssen deshalb im schulischen und im musealen Bereich die Erinnerung an das Vertreibungsschicksal wach halten", sagte Götz. Nach seinen Angaben ist in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium eine Dokumentation über die Vertreibungen für den Einsatz im Unterricht geplant. Das an vielen Orten im Lande vorhandene Kulturgut insbesondere der Schlesier solle mittel- und langfristig an einem zentralen Ort gesichert werden.
Als einen besonderen Erfolg seiner Aktivitäten bezeichnete der Landesbeauftragte die Sicherung des Grenzdurchgangslagers Friedland als selbständige Landeseinrichtung. "Ich werde in Zusammenarbeit mit dem Innenminister versuchen, den Standort durch neue Aufgaben wie beispielsweise erste Integrationskurse für die ankommenden Spätaussiedler langfristig zu sichern." Dabei werde er auch mit seinen Kollegen im Bund und in den Ländern zusammenarbeiten. Außerdem plane er eine Reise nach Kasachstan, um sich vor Ort über die dort lebenden deutschstämmigen Menschen zu informieren. Kasachstan ist das Land mit dem höchsten Kontingent von Spätaussiedlern.
Götz warnte davor, die junge Generation der Spätaussiedler pauschal zu kriminalisieren: "Zwar ist eine Kriminalitätsquote unter den jungen Spätaussiedlern zu beobachten, dennoch muss differenziert werden. So ist beispielsweise in den Städten Hannover und Wolfsburg diese Quote unterdurchschnittlich. An anderen Orten liegt sie deutlich über dem Durchschnitt, weil dort so genannte Mehrfachtäter für negative Zahlen sorgen."
Als ein neues Aufgabenfeld der Landesregierung hat der Abgeordnete Götz Beratungen für Opfer der SBZ-/DDR-Diktatur initiiert. Diese sehr erfolgreich verlaufenen Beratungen wurden von den Stasi-Beauftragten aus Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt. Götz: "In Niedersachsen leben einige Hunderttausend Menschen aus der ehemaligen DDR. Viele von ihnen sind über ihre rechtlichen Möglichkeiten zum Ausgleich erlittenen Unrechts nicht informiert. Diese Beratungen werden wir daher fortsetzen."