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Doping

Innenminister Uwe Schünemann beantwortet die Kleine Anfrage des Abgeordneten Briese (Grüne) Es gilt das gesprochene Wort!


Der Abgeordnete hatte gefragt:

Gegenwärtig erschüttert ein schwerer Dopingskandal die Bundesrepublik Deutschland. Im professionellen Radsportteam Telekom, das sich später in T-Mobile umbenannte, wurde jahrelang von verschiedenen Fahrern systematisch und über eine lange Zeitdauer das künstlich hergestellte Hormon Erytropoetin zur Leistungssteigerung eingenommen. Die Berufs-sportler waren in regelrechte Dopingnetzwerke eingebunden. Sie wurden von Ärzten der Universität Freiburg umfänglich behandelt und zur Leistungssteigerung animiert. Pfleger und Masseure des Radteams haben die Medikamente auf grauen Märkten beschafft und somit gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen. Von renommierten Dopingexperten wird vermutet, dass nicht nur der Radsport mit Doping durchsetzt ist, sondern zumindest auch andere Ausdauersportarten wie Marathon, Triathlon und Skilanglauf. Doping ist aus vielerlei Gründen konsequent abzulehnen und zu verfolgen. So begehen die Sportler nicht nur "Betrug" an Zuschauern und Mitbewerbern, indem sie sich unfaire Leistungsvorteile verschaffen, sondern verstoßen auch gegen den bestimmungsmäßigen Gebrauch von Arzneimitteln. Letztlich ist der Medikamentenabusus auch eine Gefähr-dung der eigenen Gesundheit. Der Spitzensport hat hohe Zuschauerzahlen und ist vor allem für Jugendliche und sportliche Amateure stimulierend. Mit dem systematischen Betrug von Spitzensportlern wird eine gänzlich falsche Vorbildkultur in den Breitensport getragen.

Ich frage die Landesregierung:

1. Werden in Niedersachsen Spitzensportler und professionelle Sportteams von niedersächsischen Universitätsärzten betreut und beraten, und hat die Landesregierung nach den Geständnissen Freiburger Ärzte Hinweise, dass auch durch niedersächsische Sportmediziner illegale Praktiken zur Leistungssteigerung angewandt wurden?

2. Hat die Landesregierung Informationen oder Hinweise, dass niedersächsische Sportmediziner mit der sportmedizinischen Hochschule Freiburg kooperiert haben?

3. Welchen rechts- und sportpolitischen Handlungsbedarf sieht die Landesregierung nach dem Bekanntwerden des größten Dopingskandals der Bundesrepublik Deutschland?

Innenminister Uwe Schünemann beantwortete namens der Landesregierung die Kleine Anfrage wie folgt:

Zu 1:

Eine medizinische Betreuung von Spitzensportlern ist in den meisten Sportarten unumgänglich. So ist die Sportmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) durch einen Kooperationsvertrag mit dem Landessportbund Niedersachsen e.V. als Träger des Olympiastützpunktes sowie mit dem Agnes–Karll–Krankenhaus des Klinikums Region Hannover als Träger des vom Deutschen Sportbund lizenzierten "Sportmedizinischen Untersuchungszentrums" (An–Institut der MHH) verbunden. In dem Sportmedizinischen Zentrum finden jährlich rund 1.000 Gesundheitsuntersuchungen der niedersächsischen Landes– und Bundeskaderathleten zahlreicher Sportarten statt. Diese Untersuchungen umfassen grundsätzlich eine ausführliche Befragung (auch zur Medikamenteneinnahme), eine körperliche Untersuchung, Untersuchung zur Herz– und Lungenfunktion, Laboruntersuchungen und Belastungstests. Im Olympiastützpunkt Niedersachsen werden darüber hinaus niedersächsische Hochleistungssportler betreut. Hierzu gehören tägliche Sprechstunden im Sportleistungszentrum Hannover sowie Beratungen und Vorträge zur Ernährung und zum Gesundheitsverhalten.

Außerdem werden im Sportmedizinischen Zentrum die jährlichen Gesundheitsuntersuchungen der Spieler von Hannover 96 und der Hannover Scorpions durchgeführt. 2006 hat ein Arzt des Sportmedizinischen Zentrums auf Anforderung des Olympiastützpunktes Niedersachsen die Sledge–Eishockey–Nationalmannschaft bei den Paralympics in Turin betreut. Außerdem betreut eine Mitarbeiterin des Sportmedizinischen Zentrums die Sledge–Eishockey–Nationalmannschaft als Verbandsärztin sowie die Hannover Scorpions.

In enger Abstimmung mit dem Landessportbund sind die Aufklärung im Kampf gegen das Doping sowie die Dopingprävention Haupttätigkeiten in der sportmedizinischen Betreuung. Regelmäßig werden Vorträge zur Anti–Doping–Prävention für Sportler, Trainer und Lehrer durchgeführt. Im Rahmen der Sportlergesundheitsuntersuchungen und der Sprechstunden haben die Mitarbeiter des Sportmedizinischen Zentrums die Möglichkeit, auf die jungen Sportler wiederholt bezüglich ihres Gesundheitsverhaltens einzuwirken. So ist es z.B. Beratungsziel, die Sportler bereits früh im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln so zu sensibilisieren, dass der Mehrbedarf des Sportlers sehr gut durch angepasste Ernährung gedeckt werden kann und die Einnahme von Zusatzpräparaten nicht erforderlich ist.

Eine weitere Aufgabe ist die Unterstützung der Sportler und ihrer behandelnden Haus–/ Fachärzte, wenn eine medikamentöse Behandlung erforderlich wird. Aufgrund der komplizierten und jährlich veränderten Anti–Doping–Regelwerke beantwortet das Sportmedizinische Zentrum wöchentlich mehrere Anfragen. Das Sportmedizinische Zentrum prüft in Rücksprache mit der Nationalen Anti–Doping–Agentur (NADA) die Rechtmäßigkeit der Therapie und hilft den Sportlern bei Medikamentenanzeigen bzw. bei Anträgen auf Ausnahmegenehmigungen. Es kommt immer wieder im Rahmen der jährlichen Gesundheitsuntersuchungen vor, dass Sportler Medikamente gegen chronische Erkrankungen regelmäßig einnehmen, ohne zu wissen, dass diese Einnahme entweder verboten oder nur mit Einschränkung erlaubt ist. In diesem Fall muss umgehend in Abstimmung mit dem Haus–/ Facharzt für eine Therapieumstellung gesorgt sowie anzeigepflichtige Medikamente bei der NADA schriftlich gemeldet werden.

Die Sportmedizin der Universität Göttingen betreut und berät keine Spitzensportler und professionellen Sportteams. Ob darüber hinaus niedersächsische Universitätsärzte im Einzelfall Spitzensportler betreuen, ist der Landesregierung nicht bekannt. Die Landesregierung hat keine Hinweise, dass niedersächsische Universitätsärzte illegale Praktiken zur Leistungssteigerung angewandt haben.

Der Vollständigkeit halber weise ich darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft Göttingen gegen einen in Thüringen tätigen Arzt aus Bad Sachsa ermittelt. Es wird geprüft, ob dieser Arzt einen spanischen Arzt mit Arzneimitteln zu Dopingzwecken beliefert hat.

Zu 2:

Die Landesregierung hat keine Informationen oder Hinweise, dass niedersächsische Sportmediziner mit der Abteilung für Rehabilitative und Präventive Sportmedizin der Medizinischen Uniklinik Freiburg kooperiert haben.

Zu 3:

Das jetzt bekannt werdende Ausmaß des Dopings im Radsport droht die ethisch-moralischen Werte des Sports zu zerstören. Dopende Spitzensportler sind für den Breitensport, insbesondere für Kinder und Jugendliche, die falschen Vorbilder.

Die Landesregierung unterstützt daher den von der Bundesregierung beim Bundestag eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport. Dieser sollte aus Sicht der Landesregierung zügig beraten und beschlossen werden.

Darüber hinaus setzt sich die Landesregierung dafür ein, Sportverbänden, die eine lückenlose Umsetzung der Vereinbarungen zum NADA-Code nicht nachweisen können, Sportfördermittel zu entziehen sowie die Anstrengungen der Sportverbände zur Dopingbekämpfung unter Berücksichtigung der Entschließung des Niedersächsischen Landtages vom 8.3.2007 für einen Niedersächsischen Anti-Doping- Aktionsplan für einen sauberen Sport (LT-Drs. 15/3645) zu verstärken.

Die Landesregierung wird dem Landtag über die auf Landesebene zum Teil schon umgesetzten Maßnahmen unterrichten.

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
07.06.2007
zuletzt aktualisiert am:
20.05.2010

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