Gewalt in Stadien
Kommission Sport und Sicherheit wird Sicherheitslage im niedersächsischen Fußball erörtern
BARSINGHAUSEN. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schüne-mann und der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) Karl Rothmund haben sich darauf geeinigt, eine "Kommission Sport und Sicherheit" zu gründen. "Das Gremium soll regelmäßig einmal im Jahr auf der Ebene des NFV Präsidiums und des Landespolizeipräsidiums die Sicherheitslage in den niedersächsischen Fußballstadien erörtern", sagte Schünemann nach einer Sitzung mit Fachleuten zum Thema Gewalt in Stadien am Mittwoch in Barsinghausen.
Unterhalb dieser Kommission wird sofort ein Ausschuss mit Fachleuten aus den Bereichen Sport und Sicherheit unter Leitung der Landespolizeipräsidiums die Arbeit aufnehmen. Der Ausschuss hat den Auftrag, die Sicherheitslage bei Fußballspielen in Niedersachsen zu analysieren, zu bewerten und konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit insbesondere im Amateurbereich zu erarbeiten. Die Ergebnisse der durch die Innenministerkonferenz in Auftrag gegebenen Bund-/Länder-Abstimmungen sind dabei einzubeziehen. Das Arbeitsgremium soll auch prüfen, in wieweit Maßnahmen aus den oberen Ligen auf die unteren Spielklassen übertragen werden können. Das betrifft die Sicherheit der Spielstätten genauso wie den Ordnereinsatz, Zugangskontrollen oder den standardisierten Informationsaustausch.
Auch in Niedersachsen habe es Vorfälle in unteren Ligen gegeben. Nach einer ersten Einschätzung seien diese aber nicht mit Ausschreitungen in anderen Bundesländern zu vergleichen, so der Innenminister. Schünemann war sich allerdings mit dem Präsidenten des Niedersächsischen Fußballverbandes Karl Rothmund einig, dass der Gewalt auch im Zusammenhang mit Spielen im Amateurbereich gemeinsam konsequent entgegengetreten werden muss. "Wir werden nicht hinnehmen, dass Gewaltexzesse zur Normalität im niedersächsischen Fußball werden", sagte der Innenminister.
Niedersachsens Fußballpräsident Karl Rothmund kündigte an, dass der NFV demnächst einen ehrenamtlicher Mitarbeiter für Sicherheitsfragen beauftragen wird. Rothmund wird dem Präsidium und dem Vorstand des Niedersächsischen Fußballverbandes Heinz Mars vorschlagen. Der Polizeibeamte im Ruhestand war schon während der WM in Hannover für die Sicherheit im Stadion zuständig. "Wir müssen wachsam bleiben und dürfen gerade unser Engagement in der Gewaltprävention nicht vernachlässigen." Der Präsident wies auf zahlreiche, gute Projekte des Verbandes hin, wie präventiv aber auch aktiv gegen Gewalt auf Fußball-plätzen vorgegangen wird. Als Beispiel nannte er den Fair Play Cup für Jugendliche, bei dem jährlich 4500 junge Menschen zwischen zwölf und 16 Jahren erreicht werden. Hier müssen die Jugendlichen selbst nach jedem Spiel die jeweils generische Mannschaft und das Umfeld auf faires Verhalten bewerten.
In Umsetzung des Nationalen Konzeptes Sport und Sicherheit unterstützt Innenminister Uwe Schünemann die Einrichtung von Fan-Projekten an den Standorten aller Fußballvereine der 1. und 2. Bundesliga. "Mit Hilfe der Fan-Projekte kann im Umfeld der Vereine bereits präventiv vor Spielen der Gewalt begegnet werden", sagte Schünemann. In Hannover und Wolfsburg existierten bereits entsprechende Projekte. Auch für Braunschweig werde ein Fan-Projekt mit hauptamtlichen Mitarbeitern angeregt.
Schünemann und Rothmund zogen zuvor ein sehr positives Fazit zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Beide unterstrichen, dass alle Beteiligten in hervorragender Zusammenarbeit zu diesem Erfolg beigetragen haben. Nun gelte es, einen ähnlich hohen Sicherheitsstandard auch beim Regelspielbetrieb in Niedersachsen zu gewährleisten.
Rund 15.600 niedersächsische Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte waren in diesem Jahr bei 123 Fußballspielen (ohne WM-Spiele) eingesetzt, um gewalttätige Ausschreitungen durch Hooligans zu verhindern. Das entspricht Personalkosten in Höhe von ca. 4,6 Mio. Euro. Fast ein Fünftel dieser Aufwände entstand bei Spielen unterhalb der Regionalliga oder bei sonstigen Begegnungen.
Artikel-Informationen
erstellt am:
13.12.2006
zuletzt aktualisiert am:
20.05.2010