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Niedrigste Anzahl Verkehrstoter in Niedersachsen seit Einführung der Statistik

Boris Pistorius über die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik  

- 403 Menschen sind 2017 bei Unfällen ums Leben gekommen

- Zehn Verkehrstote weniger als im Jahr 2016

- Leichter Anstieg aller registrierten Unfälle um ca. ein Prozent


Niedersachsen konnte im vergangenen Jahr die wenigsten Verkehrstoten seit Einführung der Statistik im Jahr 1953 verzeichnen. Insgesamt kamen 2017 403 Menschen auf Niedersachsens Straßen ums Leben, das sind 2,4 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.

Der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagt zu den heute (14. März 2018) vorgelegten Zahlen: „Es ist zwar erfreulich, dass sich der Trend aus dem Vorjahr fortgesetzt hat und wir weniger Verkehrstote zu beklagen haben, klar ist aber auch: Jedes dieser 403 Opfer ist eines zu viel. Zwei Drittel dieser Todesopfer sterben bei Unfällen auf Landstraßen. In einem Viertel aller Fälle spielte zu hohe Geschwindigkeit eine Rolle und damit ist Raserei noch immer die Todesursache Nummer eins auf unseren Straßen. Wir werden auch weiterhin durch die nötige Polizeiarbeit, Kampagnen und Präventionsarbeit und natürlich auch durch politische Initiativen alles dafür tun, dass weniger Menschen ihr Leben im Straßenverkehr verlieren.“

Eine weitere Hauptunfallursache ist die Ablenkung am Steuer. Durch den kurzen Blick aufs Handy, den Griff nach der Zigarette oder das vermeintlich sekundenschnelle Bedienen des Navis riskieren nicht nur Pkw- und Lkw-Fahrinnen und Fahrer einen gefährlichen Blindflug. Ablenkung ist ein Problem, das auch Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer betrifft.

Innenminister Pistorius dazu: Ich habe das in den vergangenen Jahren bei diesem Termin immer wieder gesagt und werde das auch zukünftig tun: Unfälle werden von denjenigen verursacht, die hinter dem Steuer oder auf dem Fahrrad sitzen oder die zu Fuß unterwegs sind. Der Verkehr nimmt seit Jahren zu, die Verkehrssituationen werden immer komplexer. So ein vielschichtiges System kann nur funktionieren, wenn die Regeln unbedingt eingehalten werden. Das gilt für jeden von uns. Fuß vom Gas und Augen auf die Straße - darum geht es für alle, die sich am Straßenverkehr aktiv beteiligen.“

Um in diesem Bereich die Grundlagen für die Verkehrssicherheitsarbeit zu verbessern, hat das niedersächsische Innenministerium im Januar 2018 gemeinsam mit der Technischen Universität Braunschweig und der Verkehrsunfallforschung der Medizinischen Hochschule Hannover in den Bereichen Braunschweig, Hannover und Osnabrück ein Projekt gestartet, um das Dunkelfeld rund um die Unfallursache Ablenkung zu erhellen.

Gesamtunfallzahlen:

Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle einen Anstieg um ein Prozent auf insgesamt 216.279. Der leichte Anstieg ist im Wesentlichen auf eine Zunahme der Unfälle mit Sachschäden zurückzuführen. Im Gegensatz zur Anzahl der Verkehrstoten ist die Anzahl der verunglückten Personen insgesamt leicht um 0,6 Prozent angestiegen. Das beruht überwiegend auf einem Anstieg bei den Leichtverletzten um 230 Personen.

Unfallursachen:

Zu hohe Geschwindigkeit war auch im vergangenen Jahr der Hauptgrund bei Unfällen mit Todesopfern. Vorfahrtsmissachtung, Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie zu geringer Abstand zwischen den Fahrzeugen waren weitere maßgebliche Auslöser. Bezüglich der Ursachen ist nahezu keine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr festzustellen.

Autobahnen sind weiterhin die vergleichsweise sichersten Straßen:

Erneut haben sich rund Zweidrittel der tödlichen Verkehrsunfälle (insgesamt 261) auf Landstraßen ereignet. Auch vor diesem Hintergrund wird die Polizei den Schwerpunkt ihrer Verkehrssicherheitsarbeit weiterhin vor allem auf Landstraßen legen. Die Autobahnen sind die im Vergleich sichersten Straßen, auch wenn es 2017 auf den niedersächsischen Abschnitten, gemessen am Vorjahr, zu einem leichten Anstieg aller polizeilich registrierten Unfälle um 1,6 Prozent kam. Insgesamt finden jedoch lediglich 7 Prozent der Verkehrsunfälle in Niedersachsen auf Autobahnen statt. Auch im Bereich der tödlichen Verkehrsunfälle auf Autobahnen ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Bei insgesamt 34 Unfällen kamen 38 Personen ums Leben - ein historischer Tiefstand.

Risikogruppen:

Im Jahr 2017 kamen sieben Kinder im Alter zwischen ein und 14 Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben und somit zwei weniger als 2016.

Auch bei der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis einschließlich 24 Jahren setzt sich der rückläufige Trend der vergangenen Jahre fort. Die Anzahl der tödlich Verunglückten sank um 15 Prozent auf 50 Todesopfer. Von den tödlich verunglückten jungen Erwachsenen haben 37 ein Kraftfahrzeug gesteuert, 26 von ihnen einen Pkw und zehn ein motorisiertes Zweirad; einer fuhr einen Lkw bis 3,5 t.

Auch in der Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren (Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer ab 65 Jahren) waren erneut weniger Todesopfer zu beklagen. Hier nahm die Anzahl um 20 Personen auf 127 Todesopfer ab. Damit entspricht der Anteil dieser Personengruppe an den Verkehrstoten rund 31 Prozent in Relation zu einem Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 21 Prozent. Gut 40 Prozent der Todesopfer aus dieser Altersgruppe waren als Fahrerinnen und Fahrer oder Mitfahrerinnen und Mitfahrer mit einem Pkw unterwegs. Mehr als die Hälfte verstarben als sog. „schwache Verkehrsteilnehmer“; sie waren also zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Pedelec oder auf einem motorisierten Zweirad unterwegs.

In Niedersachsen sind 2017 mit insgesamt 62 Personen zehn Fußgängerinnen oder Fußgänger mehr tödlich verunglückt als im Vorjahr - 31 von ihnen aus der Altersgruppe 65 +. Die Anzahl der getöteten Fußgänger im Alter zwischen 25 und 64 Jahren hat sich mit 27 mehr als verdoppelt. Ein möglicher Erklärungsansatz ist auch hier das Thema Ablenkung.

Auch die Anzahl der motorisierten Zweiradfahrer, die auf Niedersachsens Straßen verstarben, ist entgegen des allgemeinen Rückgangs von 62 auf 76 angestiegen. Insbesondere in der Klasse der Motorräder mit mehr als 125 ccm sind mit 63 getöteten Personen 16 mehr als 2016 zu verzeichnen.

Dagegen sank die Anzahl der getöteten Radfahrinnen und Radfahrer von 50 auf 48, 37 von ihnen waren Seniorinnen und Senioren. Zu den getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer gehörten auch 13 Pedelec-Fahrerinnen und -fahrer. Diese waren alle über 55 Jahre alt; zehn davon sogar älter als 75 Jahre.

Baumunfälle:

Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle ist in Niedersachsen im vergangenen Jahr trotz des gestiegenen Gesamtunfallaufkommens erneut leicht gesunken (Rückgang um ein Prozent auf 3.667 Baumunfälle). Auch die Anzahl der Verkehrstoten in diesem Bereich ist um knapp zwölf Prozent auf 103 Personen gesunken. Damit sind jedoch immer noch rund 26 Prozent aller Unfalltoten bei den sog. Baumunfällen ums Leben gekommen. Hierbei handelte es sich im Regelfall um Unfälle auf Landstraßen, bei denen die Fahrerin oder der Fahrer aufgrund eines Fahrfehlers, nicht angepasster Geschwindigkeit oder aufgrund anderer Ursachen die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren haben, mit diesem ins Schleudern gerieten und anschließend gegen einen Baum an der Fahrbahn prallten.

Unfallflucht:

Die Polizei registrierte im letzten Jahr 49.913 Straftaten des „Unerlaubten Entfernens vom Unfallort“, umgangssprachlich Unfallflucht. Bei rund fünf Prozent der Fluchten (2.691) sind im letzten Jahr Menschen verletzt worden. Während die Aufklärungsquote der Unfallfluchten im letzten Jahr bei 42 Prozent lag, konnten bei den Fluchten mit Personenschaden sogar in 52 Prozent der Fälle die verursachenden Personen ermittelt werden.

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