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Verkehrsunfallstatistik 2018 in Niedersachsen: Leichter Anstieg bei den Verkehrstoten, aber insgesamt weniger Unfälle


Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2018  


- 417 Menschen sind bei Unfällen ums Leben gekommen.

- Insgesamt knapp 2 Prozent weniger Unfälle als 2017.

- 14 Verkehrstote mehr als im Jahr 2017 – Anstieg auf Autobahnen und bei älteren Pedelec-Fahrerinnen und –Fahrer.

- Über 20 Prozent weniger tödlich verunglückte Fußgänger, dafür Anstieg der Todesopfer mit Fahrrad.

2018 haben in Niedersachsen 14 Menschen mehr bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren als im Jahr zuvor. Damit stieg die Zahl der Verkehrstoten nach zwei Jahren Rückgang wieder leicht an. Insgesamt starben im letzten Jahr 417 Menschen auf Niedersachsens Straßen und damit 3,47 Prozent mehr als 2017, als es in Niedersachsen so wenige Verkehrstote gab wie noch nie seit Einführung der Statistik vor mehr als 60 Jahren.

Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagte zu den heute (25.03.2019) vorgelegten Zahlen: „Jeder Mensch, der sein Leben im Straßenverkehr verliert, ist einer zu viel. Da ist es nur ein geringer Trost, dass die Zahlen rein statistisch betrachtet im Zehnjahresvergleich und erst recht, wenn man noch weiter zurückblickt, gering ausfallen. Bei den Baumunfällen und generell bei Unfällen auf Landstraßen gab es 2018 sogar einen historischen Tiefstand in Niedersachsen. Wir setzen weiter intensiv auf Prävention, Kampagnen und intensive Polizeiarbeit. Im besonderen Fokus der Maßnahmen stehen dabei weiterhin zu hohe Geschwindigkeit und das Thema Ablenkung. Wir wollen damit dazu beitragen, dass mittel- und langfristig möglichst immer weniger Menschen ihr Leben bei Unfällen verlieren.“

Das Thema „Ablenkung“ im Straßenverkehr - insbesondere durch elektronische Geräte wie Smartphones - bildete 2018 bei der Verkehrssicherheitsarbeit in Niedersachsen einen Schwerpunkt. Dazu gab es gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Polizei eine Vielzahl an Aktionen. Neben unterschiedlichen Präventionsmaßnahmen - etwa Fachtagungen und Vortragsveranstaltungen in Schulen – hat Niedersachsen an der länderübergreifenden Kontrollaktion am 20. September 2018 unter dem Motto „#sicher.mobil.leben“ teilgenommen. Außerdem gab es über das ganze Jahr hinweg immer wieder verstärkte Überwachungsmaßnahmen durch die Polizeibehörden und -dienststellen. Dabei wurden mehr als 30.000 „Handy-Verstöße“ von der Polizei entdeckt und entsprechend geahndet.

Innenminister Pistorius: „Pro Tag wurden in Niedersachsen 2018 im Schnitt rund 80 Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen des vermeintlich kurzen Blick aufs Handy, dem Griff nach der Zigarette oder das Bedienen des Navis eingeleitet. Dabei wird jedes Mal ein gefährlicher Blindflug riskiert, bei dem die Straße und deren Abläufe für einen Moment nicht im Blick sind. In Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung steht die Grundregel zur Teilnahme im Straßenverkehr: Dabei sind ständige Vorsicht und Rücksichtnahme genau so gefragt wie ein Verhalten, durch das niemand geschädigt oder gefährdet werden kann. Das wirkt oft wie eine gesetzliche Leerformel, dabei beinhaltet sie alles, was wichtig ist. Deshalb appelliere ich an jeden, der ein Auto, ein Fahrrad oder einen LKW lenkt: Es gibt immer mehr Verkehr und Fahrzeuge, der Verkehr wird immer vielschichtiger, und wir haben neue Elemente wie E-Bikes und Pedelecs, das macht es nicht einfacher. Passen Sie darum auf sich und andere so gut wie möglich auf!“


Gesamtunfallzahlen gehen leicht zurück

Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle eine Abnahme um 1,95 Prozent auf insgesamt 212.137. Der leichte Rückgang ist im Wesentlichen auf eine Abnahme der Unfälle mit Sachschäden zurückzuführen.

Im Gegensatz zur Anzahl der Verkehrstoten ist die Anzahl der verunglückten Personen insgesamt leicht um 0,8 Prozent gesunken. Das beruht vor allem auf der Abnahme bei den Leichtverletzten um 385 Personen.


Unfallursachen

Erneut war zu hohe Geschwindigkeit auch im vergangenen Jahr der Hauptgrund bei Verkehrsunfällen mit Todesopfern. Ebenso waren Vorfahrtsmissachtung, Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie zu geringer Abstand zwischen den Fahrzeugen die weiteren maßgeblichen Auslöser für die mitunter folgenschweren Unfälle. Eine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr ist bei den Ursachen kaum festzustellen.


Autobahnen in Niedersachsen waren maßgeblich betroffen

Auf den niedersächsischen Autobahnabschnitten ist 2018 im zweiten Jahr in Folge die Anzahl der Verkehrsunfälle leicht gestiegen. Mit 16.062 Unfällen registrierte die Polizei hier 0,94 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dennoch ist festzuhalten: Nur 7,5 Prozent der polizeilich festgestellten Verkehrsunfälle in Niedersachsen ereignen sich auf Autobahnen. Dabei hat die Anzahl der Verunglückten auf diesen Fernstraßen zwar um 4,7 Prozent abgenommen, aber die der Verkehrstoten und Schwerverletzten stieg deutlich. 2018 starben auf den Autobahnen in Niedersachsen 59 Menschen und damit 21 mehr als im Jahr zuvor. Die Anzahl der Schwerverletzten nahm um 3,1 Prozent zu. Pistorius: „Wir versuchen polizeilich alles, was möglich ist, um gerade im Bereich von Baustellen oder in vergleichbaren Situationen die verkehrsbezogenen Umstände für Auto- und LKW-Fahrende zu vereinfachen.“

Im Vergleich aller Autobahnen sind im letzten Jahr insbesondere die rund 150 Kilometer des niedersächsischen Abschnitts der A2 auffällig. Allein 24 Menschen kamen bei Verkehrsunfällen im Jahr 2018 auf dieser vielbefahrenen Fernstraße ums Leben, also annähernd die Hälfte. Den beiden betroffenen Polizeidirektionen Braunschweig und Hannover ist bewusst, wie problematisch dieser Abschnitt aktuell ist. Deshalb haben sie 2018 umfangreiche und vielfältige Kontroll- und Präventivmaßnahmen durchgeführt, auch in Abstimmung mit den angrenzenden Autobahnpolizeidienststellen der Länder Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen.

Rund Zweidrittel der tödlichen Verkehrsunfälle (259) haben sich auf Landstraßen ereignet. Auch vor diesem Hintergrund wird die Polizei ihr Augenmerk bei der Verkehrssicherheitsarbeit weiterhin vor allem auf Landstraßen legen. Pistorius: „Wenn 259 Menschen aller Altersklassen bei Unfällen auf den Landstraßen in Niedersachsen gestorben sind, ist das furchtbar und ein Ansporn, die gefährlichsten Bereiche weiter zu identifizieren und so gut es geht zu entschärfen. Außerdem müssen wir weiter intensiv auf Prävention setzen. Dennoch ist es so, dass es noch nie so wenige Unfalltote auf niedersächsischen Landstraßen gab wie 2018.“


Risikogruppen

2018 kamen zwölf Kinder bis 14 Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben und somit fünf mehr (in dieser Altersgruppe) als 2017.

Auch bei der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren gab es eine Zunahme von 5 auf insgesamt 55 Todesopfer. Von den tödlich verunglückten jungen Erwachsenen haben 23 einen Pkw, 14 ein Motorrad oder ein anderes motorisiertes Zweirad geführt und eine Person fuhr einen Klein-Lkw (bis 3,5 t).

In der Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahren) gab es 128 Todesopfern, das ist eine Person mehr als 2017. Damit entspricht der Anteil dieser Personengruppe an den Verkehrstoten rund 31 Prozent in Relation zu einem Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 21 Prozent. Auch 2018 waren wie im Vorjahr gut 40 Prozent der Todesopfer aus dieser Altersgruppe als Fahrer oder Mitfahrer mit einem Pkw unterwegs. Mehr als die Hälfte verstarben als sog. „schwache Verkehrsteilnehmer“ - sie waren also zu Fuß, mit dem Fahrrad, Pedelec oder auf einem E-Bike (bis 45 km/h) unterwegs. Pistorius: „Diese Entwicklung haben wir angesichts der aktuellen Zahlen besonders im Blick. Wir müssen gerade ältere Pedelec-Fahrer noch intensiver auf die Gefahren des leichten Fahrens aufmerksam machen, die Statistik ist hier eindeutig. Darum entwickeln wir gemeinsam mit unseren Partnern im Bereich der Verkehrssicherheit weitere präventive Maßnahmen wie etwa Fahrtrainings speziell für Menschen ab 65 Jahren.“

2018 sind in Niedersachsen 14 Fußgänger weniger tödlich verunglückt als im Vorjahr (insgesamt 48 Personen) - 27 von ihnen waren im Alter von 65 Jahren und älter und fünf im Kindesalter von 14 Jahren und jünger.

Der stark zunehmende Zweiradverkehr aufgrund des langen Sommers 2018 spiegelt sich in der Statistik wider. Die Anzahl der motorisierten Zweiradfahrer, die auf Niedersachsens Straßen verstarben, ist erneut gestiegen von 76 auf 87. Insbesondere in der Klasse der Motorräder mit mehr als 125 ccm sind mit 73 getöteten Personen zehn mehr als 2017 zu verzeichnen.

Auch die Anzahl der getöteten Radfahrenden nahm deutlich zu, von 48 auf 60, wobei 35 Seniorinnen und Senioren und fünf Kinder dazu zählten.


Baumunfälle

Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle ist in Niedersachsen im vergangenen Jahr erneut gesunken (Rückgang um fast 10 Prozent auf 3.304 Baumunfälle). Das ist die bisher niedrigste registrierte Zahl an Verkehrsunfällen in diesem Bereich. Die Anzahl der Verkehrstoten nahm um knapp sieben Prozent auf 96 Personen ab. Damit sind jedoch immer noch rund 23 Prozent aller Unfalltoten bei den sog. Baumunfällen ums Leben gekommen. Hierbei handelte es sich im Regelfall um Unfälle auf Landstraßen, bei denen die Fahrerin oder der Fahrer aufgrund eines Fahrfehlers, nicht angepasster Geschwindigkeit und anderer Ursachen die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren haben, mit diesem ins Schleudern gerieten und anschließend gegen einen Baum an der Fahrbahn prallten.

Presseinformation

Innenminister Boris Pistorius stellt die Verkehrsunfallstatistik 2018 vor

Artikel-Informationen

erstellt am:
25.03.2019
zuletzt aktualisiert am:
26.03.2019

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