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Polizeiliche Kriminalstatistik 2019: Historisch niedrige Kriminalitätszahlen, höchste Aufklärungsquote seit 1990

Pistorius: „Wir haben die Polizei fortlaufend weiterentwickelt, aus der gesellschaftlichen Entwicklung die richtigen Schlüsse gezogen und in den vergangenen Jahren mehr Personal eingestellt, als altersbedingt ausgeschieden ist. Das zahlt sich aus!“


  • Geringste Fallzahlen seit Jahrzehnten

  • Aufklärungsquote mit 63,44 Prozent auf dem besten Wert seit 1990

  • Opferzahlen steigen um 2,13 Prozent

  • Mehr tatverdächtige Kinder auch durch „Sexting“

  • Geringste Einbruchszahlen seit 1971

2019 ist Niedersachsen noch einmal sicherer geworden. Nach dem bereits historischen Tiefstand 2018 sind die Fallzahlen 2019 nahezu exakt konstant geblieben – die Polizei Niedersachsen registrierte exakt drei Taten weniger (506.582 Straftaten) als im Vorjahr. Auch die Aufklärungsquote liegt noch einmal deutlich höher bei 63,44 Prozent (plus 0,63 Prozentpunkte) – das ist der beste Wert seit 1990. Dazu der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius: „Diese Zahlen sind ein erfreulicher Beleg für ein sicheres Leben in Niedersachsen. Die sogenannte Häufigkeitszahl, also die Zahl der Straftaten pro hunderttausend Einwohnern, liegt genauso wie die Anzahl der registrierten Straftaten auf einem historischen Tiefstand, sie ist noch einmal um ein Viertel Prozent auf 6.346 gesunken. Das ist der seit Jahrzehnten geringste Wert. Gleichzeitig war auch die Aufklärungsquote so hoch wie seit 1990 nicht mehr.“

Weiter sagte Pistorius: „Diese Zahlen sind vor allem das Ergebnis der hervorragenden Arbeit aller Polizeibeschäftigten in Niedersachsen. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Wir als Landesregierung entwickeln die Polizei überall im Land weiter. Dabei haben wir gesellschaftliche Entwicklungen wie die Digitalisierung, aber auch den demographischen Wandel und vieles mehr analysiert und daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Wir haben in den vergangenen Jahren Personal nicht nur konsequent nachbesetzt, sondern darüber hinaus die Personalstärke erhöht. Das zahlt sich auf Dauer aus!“

Leichter Anstieg bei Opferzahlen

2019 sind die Zahlen der Opfer von Straftaten um 2,13 Prozent bzw. 2.111 Personen auf 101.320 gestiegen. Diese Zahlen hängen insbesondere mit zwei Entwicklungen zusammen: Einerseits gab es eine deutliche Steigerung der Opferzahlen bei häuslicher Gewalt. Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre zeigt, dass die registrierten Fälle in diesem Bereich insgesamt immer weiter zunehmen. Die Steigerung betrug 3,53 Prozent bzw. 687 Fälle auf 20.166 Fälle insgesamt im vergangenen Jahr. Pistorius: „Ein wesentlicher Grund für diesen Anstieg ist offenbar, dass gerade die häusliche Gewalt, bei der das Anzeigeverhalten lange sehr zurückhaltend war, sich immer mehr aus dem Dunkel- in das Hellfeld verlagert.“ Der zweite Bereich, in dem die Opferzahlen deutlich angestiegen sind, ist der der Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte. Dieser ist um 8,52 Prozent auf 3.260 Fälle insgesamt angestiegen, 1.260 Beamtinnen und Beamte wurden dabei verletzt, davon 12 schwer.

Pistorius: „Jede Art von Gewalt gegenüber Polizistinnen und Polizisten ist verwerflich und inakzeptabel, das kann man gar nicht oft genug öffentlich betonen.“ Pistorius machte deutlich, dass die Fallzahlensteigerung auch auf eine erhöhte Sensibilisierung betroffener Polizeibeamtinnen und -beamten zurückgeführt werden könne, so dass Angriffe, die vor einigen Jahren vielleicht einfach hingenommen worden wären, inzwischen konsequent zur Anzeige gebracht würden. „Es ist richtig, dass sich unsere Polizistinnen und Polizisten nicht alles gefallen lassen. Gewalttäter müssen auch in diesen Fällen Konsequenzen verspüren, denn das schreckt ab, beugt vor – und trägt zum Schutz der Beamtinnen und Beamten bei“, so der Innenminister.

Pistorius betonte, das Problem von Respektlosigkeit und Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten aber auch Rettungskräfte oder Feuerwehrleute auch weiterhin öffentlich zu thematisieren. Auch im Bereich der Aus- und Fortbildung sowie bei der Ausstattung der Einsatzkräfte wird weiterhin alles für einen bestmöglichen Schutz getan.

Die Fälle von Gewalt gegen Rettungskräfte blieben auf fast identischem Niveau wie 2018, wobei die Anzahl der verletzten Opfer um 11,35 Prozent auf 125 sank.

Historischer Tiefstand bei Einbrüchen

Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle ist um 15,59 Prozent bzw. 1.746 auf 9.456 Fälle im gesamten Jahr in Niedersachsen gefallen. Das letzte Mal gab es einen so niedrigen Wert vor beinahe 50 Jahren. Bemerkenswert ist dabei, dass die Rückgänge ohne regionale Ausnahmen über das gesamte Land Niedersachsen hinweg registriert wurden. Die Versuchsquote ist dabei noch einmal um 1,18 Prozentpunkte auf jetzt 42,21 Prozent gestiegen. Minister Pistorius: „Das ist eine äußerst erfreuliche Entwicklung. Hier zeigt sich auch, dass intensive Ermittlungsarbeit der Polizei und Prävention, technisch wie baulich, Wirkung zeigt.“

Flüchtlingskriminalität geht deutlich zurück

Niedersachsen hatte als erstes Bundesland ab 2015 die Kriminalitätszahlen von Flüchtlingen auswerten lassen. 2019 ist die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge deutlich um 12,18 Prozent auf 16.920 Personen gesunken. Wenn man die ausländerrechtlichen Verstöße – beispielsweise das bloße Überqueren der deutschen Staatsgrenze, solange kein Asylantrag gestellt wurde – außer Betracht lässt, ergibt sich sogar ein Rückgang von über 14 Prozent im Vergleich zu 2018.


Deutlicher Anstieg bei tatverdächtigen Kindern u. a. wegen Sexting“

Einen erheblichen Anstieg gab es bei den Zahlen der tatverdächtigen Kinder (unter 14 Jahren). Hier ist die Zahl um 12,22 Prozent auf 7.840 gestiegen. Hintergrund ist vor allem die Nutzung digitaler Medien. „Es wird immer mehr zum Problem, dass etwa in WhatsApp-Gruppen einzelne Kinder gemobbt werden oder anzügliche oder eindeutige Nacktbilder unerlaubt versendet werden. Ich nenne das Stichwort „Sexting“ als aktuelles Phänomen. Das ist ein Thema, dem wir uns in enger Abstimmung insbesondere mit dem Kultusministerium schon jetzt stark widmen und auch zukünftig intensiv Prävention und Information betreiben werden.“

Weniger Taten durch Stichwaffen - aber gleichzeitig mehr Todesfälle

Ende vergangenen Jahres wurde das Waffengesetz auf Bundesebene durch den Bundestag geändert. Den Anstoß dazu hatte Niedersachsen mit der Bundesratsinitiative hinsichtlich der Einrichtung möglicher Waffenverbotszonen und dem Mitführen von Messern im öffentlichen Raum gesetzt. Pistorius: „Die Fallzahlen der registrierten Messerangriffe – darunter sind solche Taten zu verstehen, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird – bewegen sich seit 2017 auf annähernd gleichem Niveau. Im vergangenen Jahr wurden 2.218 Messerangriffe mit 19 tödlich und 110 schwer Verletzten registriert. Das bedeutet gerade bei den tödlich Verletzten einen deutlichen Anstieg von 7 auf 19. Wir werden diese Entwicklung weiter intensiv beobachten.“


Anlage: Präsentation Polizeiliche Kriminalstatistik 2019

Artikel-Informationen

erstellt am:
12.03.2020

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