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Beraterkreis zur Integration von Muslimen

Schünemann: Interessen der nichtorganisierten Muslime müssen Gehör finden


HANNOVER. Der Niedersächsische Minister für Inneres, Sport und Integration, Uwe Schünemann, hat einen Beraterkreis "Integration von Muslimen" berufen. Schünemann sagte am Mittwoch in Hannover, nur rund zehn Prozent der Muslime in Deutschland würden von den vier muslimischen Dachorganisationen vertreten. "Wir stehen jedoch vor der Herausforderung, die Bedürfnisse der großen Mehrheit der nichtorganisierten Muslime – in Niedersachsen sind dies rund 180.000 – angemessen wahrzunehmen. Nur so wird es uns gelingen, Integrationsmaßnahmen auf Dauer sinnvoll zu gestalten. "Der Minister betonte, dass es eine innen- und integrationspolitische Notwendigkeit ist, mit jenen Kräften des Islams zu sprechen, die bewusst den säkularen Staat respektieren und für diesen eintreten. "Bereits das erste Treffen hat wichtige Impulse für die Integrationsarbeit in Niedersachsen ergeben", sagte Schünemann.

Der Integrationsminister hob hervor, dass es zwischen der Landesregierung und den muslimischen Verbänden sowie einzelnen Vereinen bereits vielfältige Kontakte gebe. "So ist die SCHURA Niedersachsen am Runden Tisch zu Fragen des islamischen Religionsunterrichts vertreten. Darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr das ‚Programm für Dialog und Begegnung’ durchgeführt. DITIB-Imame konnten sich dabei in verschiedene Einrichtungen und Institutionen aus den Bereichen Schule, Jugendpflege und Presse eingehend informieren."

Als Ergebnis des ersten Treffens des Beraterkreises nannte Schünemann drei Punkte: Niedersachsen werde eine Bundesratsinitiative starten, um den Staatskundeunterricht innerhalb der Integrationskurse für Zuwanderer, die sogenannten Orientierungskurse, von derzeit 45 auf 100 Stunden aufzustocken. "Zugewanderte müssen sich intensiv mit dem deutschen Staatswesen vertraut machen, dazu gehören auch Grundlagen wie etwa die Gleichheit der Geschlechter. Dieses zentrale Ziel der Orientierungskurse muss stärker unterstützt werden", sagte Schünemann.

Darüber hinaus soll es ein Ausbildungsangebot für Imame an einer niedersächsischen Universität geben, um Imame mit den Grundlagen des deutschen Zusammenlebens besser vertraut zu machen. "Dadurch können wir bei diesen Multiplikatoren eine positive Bewertung des deutschen Staates fördern und Identifikationsmöglichkeiten schaffen."

Als drittes Ziel nannte Schünemann eine Neuorientierung des gemeinsamen Schulunterrichts von Kindern mit Migrationshintergrund und deutschen Kindern an niedersächsischen Schulen. "Das Thema Integration muss als zentrale gesellschaftliche Frage eine neue Schwerpunktsetzung im Unterricht erhalten. Wir müssen die Chance nutzen, das Kinder unterschiedlicher Herkunft gemeinsam in diesem Thema unterrichtet werden können", sagte Schünemann.

Die zunächst sechs Fachleute in dem Beraterkreis Integration von Muslimen stammen aus den Bereichen Wissenschaft und Journalismus. Es sind:

- Dr. Necla Kelek, promovierte deutsche Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin tscherkessischer
Abstammung.

- Lamya Kaddor, deutsche muslimische Religionspädagogin syrischer Herkunft.
Seit 2006/07 ist sie vom Land Niedersachsen mit der islamdidaktischen Fortbildung für die Lehrkräfte
des Schulversuchs "Islamischer Religionsunterricht" beauftragt.

- Prof. Dr. Tilman Nagel, deutscher Orientalist und Islamwissenschaftler.

- Prof. Dr. Ursula Spuler-Stegemann, deutsche Religionswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt "Islam
in der Gegenwart".

- PD Dr. Dursun Tan, promovierter Diplom-Sozialwissenschaftler sowie Sozialpädagoge und
Sozialarbeiter alevitischen Glaubens mit türkischem Migrationshintergrund. Seit kurzem tätig bei der
Stadt Hannover als Fachberater für Kindertagesstätten im Fachbereich Jugend und Familie.

- Canan Topcu, Journalistin mit türkischem Migrationshintergrund. Studium der Germanistik und
Geschichte, derzeit tätig als Redakteurin bei der Frankfurter Rundschau, darüber hinaus Publikationen
für Die ZEIT.

Nicht anwesend, aber künftig ebenfalls im Beraterkreis "Integration von Muslimen" vertreten sein werden:

- Dr. Katajun Amirpur, deutsch-persische Journalistin und Islamwissenschaftlerin

- Prof. Dr. Ali Müfit Bahadir, deutscher Chemiker an der TU Braunschweig mit türkischer Abstammung

- Dr. Andreas Jacobs, Islamwissenschaftler mit dem Schwerpunkt "Reformislam", Leiter des
Auslandsbüros der Konrad-Adenauerstiftung in Kairo

- Prof. Dr. Jamal Malik, Professor für Islamwissenschaft an der Universität Erfurt mit pakistanischer
Abstammung

- Prof. Dr. HaciHabbib-Halil Uslucan, deutscher Psychologe, Kolumnist und Fachautor mit türkischer
Herkunft. Leitet die wissenschaftliche Begleitung des Modellversuchs "Islamischer
Religionsunterrichts" in Niedersachsen.

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
21.05.2008
zuletzt aktualisiert am:
20.05.2010

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