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Boris Pistorius: Überhöhte Geschwindigkeit auf Landstraßen ist Hauptursache bei tödlichen Unfällen


HANNOVER. „In Niedersachsen ging die Zahl der Verkehrstoten um zehn Prozent zurück, damit liegen wir im Bundesdurchschnitt. Trotzdem können wir damit nicht zufrieden sein“, sagte Innenminister Boris Pistorius am heutigen Montag in Hannover bei der Vorstellung der Unfall-statistik 2012 für Niedersachsen. „Eines wird deutlich: Ca. 70 Prozent der Verkehrstoten in Niedersachsen sterben bei Unfällen auf Landstraßen. Dabei ist die gefahrene Geschwindigkeit nicht nur die Hauptunfallursache, sondern verschärft auch die Unfallfolgen.

Wir müssen die Verkehrsteilnehmer überzeugen: die Geschwindigkeit muss runter. Auch in der Zukunft werden wir hier verstärkt auf Geschwindigkeitskontrollen setzen und auf eine stärkere Verzahnung zwischen Verkehrsüberwachung und Kriminalitätsbekämpfung setzen. Geplant ist auch ein landesweites Verkehrsunfallpräventionskonzept mit Bausteinen für die Risikogruppen Junge Fahrer und Senioren“, sagte Pistorius.

Gesamtunfallzahlen:

Die Zahl der Verkehrsunfälle in Niedersachsen ist im letzten Jahr um zwei Prozent auf 199.997 angestiegen. Die Anzahl der Verkehrstoten hat nach dem Anstieg im Jahr 2011 wieder abgenommen und liegt mit 486 getöteten Personen nur knapp über dem bisherigen Tiefststand aus dem Jahr 2010. Gegenüber dem Jahr 2011 mit 540 Verkehrstoten stellt diese Entwicklung einen Rückgang um 10 Prozent dar. Das ist der zweitniedrigste Wert seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1956. Auch im Bereich der Schwerverletzten ist ein leichter Rückgang von 0,7 Prozent auf 6201 Personen gegenüber 6249 aus 2011 zu verzeichnen.

Getötetenhäufigkeitszahl:

Trotz des Rückganges weist Niedersachen mit einem Wert von 61 Verkehrstoten je 1 Million Einwohner auch im Jahr 2012 eine vergleichsweise hohe „Getötetenhäufigkeitszahl“ auf und verschlechtert sich im Vergleich mit den anderen Bundesländern auf den vorletzten Platz. Der Bundesdurchschnitt liegt hier bei 44 Verkehrstoten je 1 Million Einwohner.

„Die Polizei hat trotz der erreichten Rückgänge allen Grund, an ihrer Schwerpunktsetzung festzuhalten und ihre Maßnahmen auf die Hauptunfallursache Geschwindigkeit sowie die besonders unfallgefährlichen Landstraßen zu konzentrieren und damit zur notwendigen weiteren Reduzierung von Verkehrsunfallopfern beizutragen.“

Risikogruppen:

Bei näherer Betrachtung der Risikogruppen fällt auf, dass mit sechs getöteten Kindern in Niedersachsen im Jahr 2012 ein Tiefstand erreicht wurde. Ebenso bei den Jungen Fahrern im Alter von 18 bis einschließlich 24 Jahre. Durch einen Rückgang von über 26 Prozent mit 90 Verkehrstoten gegenüber 122 im Jahr 2011 ist der bisher niedrigste Wert zu verzeichnen.

Bei den Senioren (ab 65 Jahre) ist die Zahl der Getöteten von 140 im Jahr 2011 auf 119 zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang von 15 Prozent. Damit ist der Rückgang jedoch geringer als in den anderen Risikogruppen und bleibt auch deutlich über dem Tiefststand aus dem Jahr 2010 mit 89 Personen in dieser Altersgruppe zurück.

Örtliche Verteilung:

Die örtliche Verteilung der schweren Verkehrsunfälle in Niedersachsen zeichnet ein klares Bild. Mit 341 Getöteten kamen im Jahr 2012 ca. 70 Prozent aller Verkehrstoten in Niedersachsen bei einem Unfall auf Landstraßen – also den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften – ums Leben. Hier wird die Polizei auch weiterhin einen Schwerpunkt ihrer Verkehrssicherheitsarbeit legen müssen. Demgegenüber stellen die niedersächsischen Autobahnen die vergleichsweise sichersten Straßen dar. Hier waren im vergangenen Jahr 44 Verkehrstote zu verzeichnen. Gegenüber dem Vorjahr stellt dieser Wert einen Rückgang von 25,4 Prozent dar. Insgesamt sind neun Prozent der getöteten Unfallopfer auf Autobahnen zu verzeichnen.

Zwei Gründe tragen zu den besonders schweren Folgen von Unfällen auf dem

Landstraßennetz bei. Die Geschwindigkeit ist eine Hauptunfallursache und verschärft die Folgen gravierend. Insbesondere dann, wenn verunfallte Autos auf starre Hindernisse prallen, wie zum Beispiel an Straßenbäume.

Auch dieses Risiko spiegelt die Unfallstatistik wider. Mit 152 Getöteten gegenüber 189 im Jahr 2011 sind zwar 37 Verkehrteilnehmer weniger bei sogenannten Baumunfällen ums Leben gekommen, dennoch lag der Anteil an allen Verkehrstoten im Jahr 2012 bei 31,2 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt hier bei 20,4 Prozent.

In Deutschland stirbt somit jeder fünfte Verkehrstote bei einem Baumunfall. In Niedersachsen jeder Dritte. Straßenbäume verursachen keine Verkehrsunfälle, wirken sich aber verschärfend aus.

„Die Reduzierung von Verkehrsunfallopfern muss von Staat und Gesellschaft unterstützt und vorangetrieben werden, da Verkehrssicherheit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Dazu wird die vernetzte Beteiligung aller Träger der Verkehrssicherheitsarbeit intensiviert. Gegen die immer noch zu hohen Verkehrsunfallopferzahlen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit werden wir die Kontrollen verstärken. Das dient auch der stärkeren Verzahnung der polizeilichen Verkehrsüberwachung mit der Kriminalitätsbekämpfung“, bekräftigt Pistorius.

„Wir müssen die Verkehrsteilnehmer überzeugen: Die Geschwindigkeit muss runter!“

Folgende Maßnahmen sind Gegenstand der Verkehrssicherheitsarbeit 2013:

Ø Gegen die immer noch zu hohen Verkehrsunfallopferzahlen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit werden die Kontrollen verstärkt.

Dabei wird eine stärkere Verzahnung der polizeilichen Verkehrsüberwachung mit der Kriminalitätsbekämpfung (u.a. Anstieg Wohnungseinbruchsdelikte) erfolgen, um dem ganzheitlichen Ansatz der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung gerecht zu werden. Regionale, landesweite und länderübergreifende Verkehrsüberwachungsmaßnahmen erfolgen im Rahmen der Kooperation gemeinsam mit den Kommunen. Die Durchführung eines gemeinsamen Blitzmarathons mit anderen Bundesländern ist geplant.

Ø Damit einhergehend erfolgt eine weitere Intensivierung der Vernetzung mit Kooperationspartnern in allen Feldern der Verkehrssicherheitsarbeit zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Dazu wird die Polizei unter anderem Verkehrssicherheitssymposien durchführen.

Ø Die zukünftige Zusammenarbeit des Innen- und Verkehrsressorts wird sich positiv auswirken. Insbesondere der gemeinsam initiierten „Werkstatt sichere Landstraße“ wird eine besondere Bedeutung beigemessen. Zur Berücksichtigung regionaler Voraussetzungen und Rahmenbedingungen werden regionale Konferenzen mit den örtlichen Unfallkommissionen erstmals am 13.3.2013 in Hannover durchgeführt. Dabei werden Maßnahmenkataloge zur weiteren Reduzierung von Verkehrsunfallopfern entwickelt.

Ø Weiterhin wird ein landesweites Verkehrsunfallpräventionskonzept mit Bausteinen und Präventionsmaßnahmen für die Risikogruppen Junge Fahrer und Senioren entwickelt. Diese Maßnahmen werden mit der entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Als weiterer Beitrag zur Prävention wird der landesweite Verkehrssicherheitstag am 15.06.2013 mit einer zentralen Veranstaltung der Polizeidirektion Oldenburg stattfinden.

Weitere Informationen und Grafiken im Internet unter www.mi.niedersachsen.de

Handout Präsentation

Presseinformation

Artikel-Informationen

erstellt am:
11.03.2013

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