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Polizeiliche Kriminalstatistik 2013: Weniger Straftaten insgesamt - Anstieg bei Einbrüchen und Cybercrime

Der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, hat heute (31.03.2014) die polizeiliche Kriminalstatistik für 2013 vorgestellt. Einige Kernergebnisse der Statistik lauten:

  • Die Gesamtzahl der Straftaten ist auf dem niedrigsten Stand seit 1990
  • Die Kriminalitätsbelastung geht zurück
  • Es gibt weniger Opfer von Straftaten in Niedersachsen, weniger Tatverdächtige und auch weniger Straftaten durch Minderjährige
  • Die Kriminalitätsbekämpfung in den Deliktsbereichen Cybercrime und Wohnungseinbruchsdiebstählen wird weiter intensiviert
  • Gewaltdelikte gehen seit 2010 kontinuierlich zurück

Innenminister Pistorius sagt:

„Die Kriminalitätsentwicklung in Niedersachen im Jahr 2013 stellt sich im Vergleich zu 2012 überwiegend positiv dar. Es wurden 11.515 Fälle weniger angezeigt, die Gesamtzahl der Fälle lag damit bei 545.704. Das ist gleichbedeutend mit einem Rückgang um rund 2 % und stellt den niedrigsten Stand seit 1990 dar. Die Aufklärungsquote hat sich gegenüber dem Jahr 2012 (60,99 %) noch einmal leicht auf 61,26 % verbessert."

Ein Parameter für die Bewertung der Kriminalitätsbelastung ist dabei die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner. Umso höher die Häufigkeitszahl ist, desto mehr Kriminalität wird in einem Bundesland registriert. 2013 lag diese mit 7.015 unter der vom Vorjahr (7.041). Dieser positive Wert stellt den zweitniedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre dar. Aus der ersten niedersächsischen Dunkelfeldstudie für das Jahr 2012 ist darüber hinaus hervorgegangen, dass mehr als drei Viertel der befragten Bürgerinnen und Bürger Niedersachsen auch als sicher beurteilen.

Weniger Opfer von Straftaten in Niedersachsen, weniger Tatverdächtige

2013 wurden 95.833 Opfer von Straftaten gezählt, das sind 4.356 weniger als im Jahr 2012. Diese Abnahme spiegelte sich auch bei den Tatverdächtigen wieder. In diesem Bereich sank die Zahl um 1,68 % auf 216.431.

Weniger Straftaten durch Minderjährige

Bei den Minderjährigen registrierte die niedersächsische Polizei 27.907 Tatverdächtige, im Vergleich zum Vorjahr also 3.503 tatverdächtige Minderjährige weniger. Mit 36.682 erfassten Fällen (2012: 40.570) sind von der Gruppe der Minderjährigen zugleich deutlich weniger Straftaten begangen worden.

Damit sind sowohl die Anzahl der minderjährigen Tatverdächtigen als auch die Zahl der von ihnen begangenen Taten um rund 10 % gegenüber dem Jahr 2012 gesunken. Eine Betrachtung der Zeiträume 2008 bis 2013 verdeutlicht, dass Rückgänge in fast allen jugendtypischen Deliktsbereichen vorzufinden sind.

Das gilt allerdings nicht für die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. In diesem Bereich gab es einen deutlichen Anstieg, 2013 wurden insgesamt 3.389 Verstöße (Vorjahr: 2.646) registriert, die von Kindern und Jugendlichen begangen wurden. Allein auf Verstöße mit Cannabis entfielen 3.275 Fälle (Vorjahr: 2.526).

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Zunahme bei der Verbreitung von Kinderpornografie

Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind angestiegen. 2013 wurden 4.964 Taten (2013: 4.888) registriert. Das entspricht einem Anstieg um 76 Fälle bzw. um 1,55 %.

Eine negative Entwicklung zeigt die Zunahme der Fallzahlen im Bereich der Verbreitung von Pornographie. Hier wurde ein Anstieg um mehr als 30 % auf 1.215 Fälle verzeichnet. Die Fallzahlen im Zusammenhang mit der Verbreitung von Kinderpornografie stiegen um fast 15 % auf 330 Fälle und der Besitz bzw. das Sich-Verschaffen von Kinderpornografie um rund 21,56 % auf 468 Fälle. In dieser Steigerung spiegelt sich auch die weiter intensivierte Bekämpfung der Kinderpornografie bei der Polizeiarbeit wider. Sie bildet einen Schwerpunkt in der niedersächsischen Polizeiarbeit.

Die Zahl der bekanntgewordenen Fälle von Vergewaltigungen und sexueller Nötigung ging um 8,85 % von 1.571 auf 1.432 Fälle zurück. Ebenso zurückgegangen sind die bekannt gewordenen Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern um rund 3 % auf 1.308 Fälle.

Diebstahlsdelikte

Die Fallzahlen des Diebstahls sind gegenüber dem Jahr 2012 um 3,79 % rückläufig auf 206.367 Fälle. Während die Aufklärungsquote bei dem einfachen Diebstahl auf 42,51 % gesunken ist, konnte die Aufklärungsquote beim schweren Diebstahl auf fast 22,87 % gesteigert werden. Damit liegt die Aufklärungsquote beim Diebstahl insgesamt bei rund 33 %.

Rückgang bei den Sachbeschädigungen

Bei den Sachbeschädigungen gab es 2013 mehr als 5.000 Fälle weniger, bzw. einen Rückgang von 8,72 % von 61.182 auf 55.846 Taten. Das ist der tiefste Stand seit fast 20 Jahren.

Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte

Die Zahl der Körperverletzungsdelikte gegen Polizeivollzugsbeamte ist um 36 Fälle bzw. von 881 auf 917 Fälle gestiegen. Die Zahl der Widerstandshandlungen gegen Polizeivollzugsbeamte ist dagegen von 1.954 auf 1.780 Taten um 174 Fälle, d.h. um 8.9 % gesunken.

Rauschgiftdelikte

Ein Anstieg gab es 2013 bei den Rauschgiftdelikten (plus 5,51 % auf 27.499 Fälle). Bei den sogenannten qualifizierten Verstößen, zu denen der Schmuggel und/oder der Handel mit größeren Rauschgiftmengen zu rechnen sind, musste im Jahr 2013 ebenfalls eine Zunahme um 6,24 % auf 7.319 Fälle (Vorjahr 6.889 Fälle) verzeichnet werden. Die Zahl der allgemeinen Rauschgiftdelikte, unter denen auch der Besitz in geringen Mengen zu subsumieren ist, nahm gegenüber dem Jahr 2012 um 5,25 % auf 20.180 Fälle zu.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist weiterhin gestiegen

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 15.743 Einbrüche registriert, das bedeutet eine Zunahme von 7,84 % dar. Auf dieses Phänomen reagiert die niedersächsische Polizei durch eine weitere Optimierung ihrer kriminalistischen Arbeit. Dazu gehört u. a. die kontinuierliche Verbesserung der Tatortarbeit, Fahndungs- und Kontrollmaßnahmen, zum Teil auch über die Grenzen Niedersachsens hinaus. Tagesaktuell werden Lagebilder ausgewertet, um zu erkennen, in welchen Regionen sich Brennpunkte entwickeln. Auch Dadurch konnten im Jahr 2013 bei mehr als jedem vierten Einbruch Tatverdächtige ermitteln werde. Dies führt zu einer Aufklärungsquote von 26,44 %. Dieser Wert stellt den höchsten Wert in den letzten zehn Jahren dar.

Weiterhin wurde festgestellt, dass sich parallel zur Steigerung des Wohnungseinbruchs auch die Anzahl der Einbruchsversuche erhöht hat. Von 15.743 Wohnungseinbrüchen blieben 5.727, also etwas mehr als jeder Dritte (rund 36 %), im Versuch stecken. Eine plausible Erklärung hierfür ist, dass die Täter bei ihrem Vorhaben gestört wurden, oder sie sind nicht ins Haus oder die Wohnung gelangt, weil insbesondere an Fenstern und Türen wirksame einbruchhemmende Sicherungstechnik eingebaut war.

Innenminister Pistorius dazu: „Bei der Sicherung der eigenen vier Wände kann jeder selbst etwas zu seinem Schutz beitragen. Schon mit relativ einfachen Maßnahmen lassen sich viele Einbrüche verhindern, z. B. durch fest verschlossene Fenster und Türen auch beim kurzfristigen Verlassen der Wohnung."

Cybercrime

Eine wesentliche Zunahme an Fallzahlen wurde im Bereich Cybercrime festgestellt. Gegenüber dem Vorjahr lag die Zunahme im Bereich Cybercrime im weiteren Sinne (alle Taten, indem das Medium Internet eine Rolle einnimmt) bei 6,51 % auf 33.251 Fälle sowie im Bereich der Cybercrime im engeren Sinne (Taten, bei denen spezielle IT-Kenntnisse vorausgesetzt werden) bei 8,95 % auf 5.171 Fälle.

Eine Zunahme in diesem Deliktsbereich stellt u. a. das Ausspähen bzw. Abfangen von Daten (z. B. Phishing-Fälle) dar, die um 14 % auf 2.073 Fälle gegenüber 2012 zugenommen haben. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, gibt es in diesem Deliktsbereich inzwischen 20-mal soviel Fälle.

Die niedersächsische Polizei reagiert aktiv auf dieses Phänomen und stellt sich auf die Anforderungen der Cybercrime durch besondere Anstrengungen ein.

Das vorhandene spezifische Wissen der Ermittlerinnen und Ermittler wird durch externe Expertise aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und den Verbänden fortlaufend aktualisiert und erweitert. Das Landeskriminalamt Niedersachsen ist in diesem Zusammenhang am 11. März 2014 der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Branchenverband BITKOM e. V., dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg beigetreten. Weiterhin beteiligt sich die niedersächsische Polizei im Bereich der IT-Wissenschaft an einer neuen Kooperation mit der Hochschule Emden/Leer. Durch gemeinsame „Webinare“, die zunächst in einem Pilotprojekt entwickelt werden sollen, soll ein zielgerichteter Know-How-Austausch etabliert werden. Dieser Ansatz stellt eine innovative Entwicklung in der polizeilichen Fortbildung dar.

Neben dem genannten operativen Bereich widmet sich die nds. Polizei mit unverminderter Intensität der Umsetzung von Präventionsprogrammen, die Bürgerinnen und Bürger sowie der Wirtschaft als Nutzer der IT mit Blick auf die Erhöhung der Sicherheit ihrer digitalen Kommunikationsmedien und im Umgang mit ihren Daten sensibilisieren sollen, unter anderem auch der Internetplattform: www.polizei-praevention.de „Ratgeber Internetkriminalität“.

Erfreulicher Rückgang bei der Zahl der Gewaltdelikte

Die Gewaltdelikte nahmen gegenüber dem Jahr 2012 um 6,54 %, also um 1279 Fälle ab. Insgesamt wurden im Jahr 2013 18.271 Fälle gezählt. Die Gewaltdelikte, die unter Alkoholeinfluss verursacht wurden, gingen um 10,46 % auf 6.460 Tatverdächtige zurück.

Anlage

Presseinformation

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erstellt am:
31.03.2014

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