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Neues Spezialfahrzeug zur Entschärfung von Spreng- und Brand-vorrichtungen

Schünemann: Moderne Technik schützt die Menschen!


HANNOVER. Die sechs Delaborierer des Landeskriminalamtes Niedersachsen erhalten ein neues Spezialfahrzeug für die Entschärfung von sogenannten unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV). Die Aufgabe dieser kriminalwissenschaftlichen Sachverständigen besteht auch darin, nach der Entschärfung einer USBV kriminaltechnische Untersuchungen zu führen und Beweise zu finden, um die Täter zu ermitteln.

„Mit der Beschaffung des neuen Spezialfahrzeuges können unsere Mitarbeiter ihre gefahrvolle Tätigkeit mit dem modernsten Gerät und damit dem höchsten Maß an Sicherheit durchführen“, freut sich Innenminister Uwe Schünemann anlässlich der Vorstellung des 900.000 Euro teuren Fahrzeuges in Hannover.

USBV sind selbsthergestellte sowie veränderte oder missbräuchlich benutzte gewerbliche oder militärische Vorrichtungen (z.B. Feuerlöscher oder Handgranaten) die eine Explosion oder einen Brand herbeiführen können. Sie kommen im Zusammenhang mit Straftaten von Terroristen, politischen Aktivisten, Hassgruppen und auch im Zusammenhang mit Straftaten im privaten Bereich (z.B. Delikte aus Eifersucht, von psychisch Kranken) vor.

Allein im Jahr 2010 (2008/2009) wurden die Delaborierer in Niedersachsen in 205 (314/217) Fällen gerufen, von denen es sich in 123 (237/124) Fällen tatsächlich um Explosiv- oder Brandstoffe handelte.

Das neue Fahrzeug stellt einen von zwei mobilen Delaborierarbeitsplätzen dar und ersetzt ein Fahrzeug von 1997. Die Planungs- und Bauzeit betrug bis zur Auslieferung ca. 13 Monate. Es wurden insgesamt ca. 900.000 € investiert. Davon ca. 50.000 € für das reine Fahrgestell, 370.000 € für den Kofferaufbau mit Innenausbau und ca. 480.000 € für den Fernlenkmanipulator mit Zubehör.

Reichweite und Ergonomie des Fahrzeugs wurden für Einsätze an jedem Ort des Flächenlandes Niedersachsen optimiert.

Die wesentliche Ausstattung besteht aus einem mobilen Röntgensystem und einem Fernlenkmanipulator für die technische Entschärfung. Alle Bewegungsabläufe und Arbeitsgänge des Fernlenkmanipulators werden über ein Bedienpult im Kofferaufbau des Einsatzfahrzeugs gesteuert. Es ist in der Lage, alle Entschärfungsmethoden auszuführen, die sonst der Entschärfer mit persönlicher Annäherung und damit verbundenen Gefährdungen von Hand ausführen müsste.

In dem Fahrzeug untergebracht sind auch die speziellen Bomben-Schutzanzüge für die jeweilige Besatzung.

Für eine Besichtigung steht das Kfz am Rande des Pressefrühstücks zur Verfügung


Anlage zur Pressemitteilung Nr. 164

Technische Details Kfz:

Fahrzeugklasse: LKW Fahrgestell bis 7,5t zGM, (FE-Klasse 3 alt)

Fahrzeughersteller: MAN Nutzfahrzeuge

Handelsbezeichnung: TGL 8.220 4x2

Motorleistung: 162KW (220PS) - EEV (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle - die z.Z. strengste europäische Schadstoffklassifizierung für LKW) Diese Klassifizierung erreicht dieses Fahrzeug ohne den Einsatz von chemischen Zusatzstoffen wie Harnstoff (Adblue) im Kraftstoff.

Getriebe: Automatik/Automatisiertes Schaltgetriebe

Federung: Hinterachse luftgefedert zur Absenkung des Fahrzeuges um ca. 110mm zur Reduzierung des Rampenwinkels zum besseren Be- und Entladen des Fernlenkmanipulators und zum sicheren und schonenden Transport der Ladung.

Der mechanische Innenausbau des Kofferaufbaus erfolgte durch den österreichischen Spezial- Fahrzeugbauer, der Fa. Dlouhy, in der Nähe von Wien.

Die Detailplanung erfolgte in Zusammenarbeit mit den Entschärfern des LKA Nds. durch die Firma telerob Gesellschaft für Fernhantierungstechnik mbH aus Ostfildern/Stuttgart. Es wurde speziell für die Entschärfung von USBV entwickelt. Durch den Einsatz moderner Materialien und den Einbau verschleißarmer Technik konnte das Einsatzgewicht des Fahrzeugs und der Wartungsaufwand reduziert werden.

Technische Details Entschärfungstechnik

Das Fahrzeug ist in der Lage, über eine Generatoranlage die für den Betrieb der Manipulatortechnik und der übrigen technischen Einrichtungen notwendige 230V Spannungsversorgung autark zu erzeugen.

In dem Fahrzeug befindet sich ein abstandsfähig einsetzbares modernstes Röntgensystem, das schnell an Robotersysteme adaptierbar ist. Röntgenbilder in höchster Auflösung bei größtmöglicher Helligkeit- und Kontrastanpassung dienen der Beurteilung, ob es sich bei dem verdächtigen Gegenstand um eine USBV handelt. Davon ist die Wahl des Entschärfers für die „richtige“ Entschärfungsmethode abhängig.

Für die technische Entschärfung von USBV wurde ein Fernlenkmanipulator mit Spezialanbauteilen beschafft. Bei diesem Roboter handelt es sich um ein mechanisch und elektronisch hoch entwickeltes System. Er ist ein funk- und alternativ kabelgesteuertes Einsatzmittel. Für die Beobachtung/Arbeiten ist der Roboter mit fünf Kameras ausgestattet, die einzeln auf einem Bedienermonitor aufgeschaltet werden können.

Für die Entschärfung können in einer Spezialwerkzeughalterung verschiedene elektrisch betriebene Werkzeuge wie eine Bohrmaschine, Winkelschleifer, Säge, Schere adaptiert und ferngesteuert eingesetzt werden.

Über die Analyse- und Bedienungssoftware des Manipulators kann der Arbeitsablauf Greifen von Werkzeugen vom Entschärfer programmiert werden. Der Roboterarm nimmt je nach Anwahl das ausgewählte Werkzeug selbstständig auf.

Presseinformation

Artikel-Informationen

erstellt am:
11.07.2011

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